Werkschau Pforzheim _Etienne Giuga: „What is if the Future was Yesterday“

Wie ein prähistorisches Insekt im Bernstein eigeschlossen scheint das Stereolithographie Modell im 150kg schweren Silikonblock zu schweben. Etienne Giuga zeigte auf der letzten Semesterpräsentation in Pforzheim zwei unglaubliche Modelle, die als Praktikumsarbeit und Bachelor Tesis in Zusammenarbeit mit Audi entstanden sind.

Sehr filigran ist auch das andere Modell. Mit verschiedenen Materialien und Farbverläufen dekoriert, spitzwinklig, dann wieder fließend, asymetrische Layer übereinandergeschichtet, Schaum herausquellend, leicht luftig, dennoch wie aus einem Guss. Vor dem Modellpodest stehen zwei Originalzeichnungen aus verschiedenen Kollagetechniken mit Tape und Papier und Farben. Sie sorgen für eine visuelle Expolison und Tiefe, die schwer in einem Foto einzufangen ist. Man muss auch nicht immer alles verstehen, um fasziniert zu sein….

 

WHAT IF THE FUTURE WAS YESTERDAY – BACHELOR THESIS 2011

“In meiner Abschlussarbeit habe ich mich mit verschiedenen Zuständen und Bereichen der Natur des Menschen bis hin zu seinen Vorlieben und Gefühlen auseinandergesetzt. Dadurch bin ich in der Gestaltung und dem Design von Automobilen einen neuen, viel weiteren Schritt gegangen.

Um meine Version der Zukunft, die gedankliche “Überzukunft” zu erreichen, versuche ich, das bis zu diesem Zeitpunkt Mögliche zu durchbrechen; dass heißt Einschränkungen zu überwinden und so Akzeptanz außerhalb bestehender Konventionen zu ermöglichen. So gebe ich Gelegenheit etwas, was denkbar und vielleicht erstrebenswert ist zu verwirklichen, wenn wir uns nicht an geltende Konventionen halten müssen und somit gegenüber vollkommen neuen Ideen in Bezug auf den Umgang mit Formen und Formsprache offen stehen.

Für das Formale „Exterieur“ (Kubus) habe ich mich an einer Form, die sich vom Quadrat ableitet, orientiert: ein Quader. Dieser ist gleichzeitig Symbol der puren minimalistischen Expression des Menschen und Brücke zur formalen Darstellung des Fahrzeuges der “Überzukunft”.

Im Inneren befindet sich die Projektion einer Retrospektive jenes Automobildesigns, welches wir bis zu diesem Zeitpunkt gekannt und wahrgenommen haben.

Für das Formale des „Interieurs“ habe ich mich an denen eines Sportwagens orientiert, weil ein weiteres Ziel meiner Abschlussarbeit war, Emotionen zu erzeugen.

Die Technik ist vom Design getrennt. Das Auto bewegt sich in einem System, von mir Anathema genannt; dies geschieht dank dem Energieaustausch zwischen den Molekülen aus denen der Kubus erstellt ist und diesem System.”*


 

AUDI STEED CORAL – INTERNSHIP PROJECT 2010

“Im Jahr 2140, beim Vierten Vierzigsten Jubiläums-Quattro, wird Audi ein Weltrennen veranstalten.

Dieses Rennen wird auf verschiedene Orte der Welt verteilt in den vier Jahreszeiten statt finden.

Das Konzept ist, dass am Ende das Auto seine Geschichte, die es durch formale Veränderungen der Außenhaut und der Proportionen des Fahrzeug durchgemacht hat, „erzählen“ kann.

Im Auto fährt eine Crew von vier Personen: Driver, Mechanic, System Engineer und die Weather Gril.

Es befinden sich 4 Antriebe in den 4 Rädern, die unabhängig voneinander arbeiten: somit ist die Quattro-Technologie aufs höchste Niveau gebracht worden.

Das Modell wurde nach Ablauf des ersten Abschnitts des Rennens, während dessen das Auto die Antarktis befahren hat, hergestellt. Auf der rechten Seite wurde es von einem Schneesturm getroffen und dadurch hat es sich sehr poligonalisch geformt und es haben sich Eiskristalle gebildet. Die linke Seite, die nicht frontal vom  Sturm getroffen wurde, hat sich durch die Strömungen des Windes organisch umgeformt.

Durch den extremen Temperaturunterschied zwischen Winter und Sommer werden die Übergangsjahreszeiten verschwinden, und statt dessen entsteht ein Phänomen wo Farben fassbar werden; dieses habe ich „Colour Break“ genannt.”*


 

Noch mehr schöne Sachen aus Pforzheim gibt es hier.

 
* Text: Etienne Giuga

Studiofotos: Etienne Giuga/FH Pforzheim

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