Goodwood Festival Of Speed 2012

Gartenparty für Drehzahl Junkies

Einmal im Jahr verwandellt sich das idyllische Landgut des Earl of March in West Sussex zu einer PS-Party der Superlativen. Goodwood Festival of Speed nennt sich das dann und wer noch nie dort war (so wie ich), kann sich gar nicht vorstellen, was da alles abgeht. Seit knapp 20 Jahren schon treffen sich hier Rennfahrer mit ihren Boliden, um die 1,86km lange Strecke einen Hügel hinauf zu donnern. Der Schnellste gewinnt. Manche pfeifen auch auf die Bestzeit und lassen lieber die Reifen qualmen oder drehen Donuts, was bei den über 100000 Besuchern gut ankommt. Fahrzeuge aus verschiedenen Epochen und Rennserien vermischen sich in den Padocks. Vorkrieg, Nachkrieg, Langstrecke, Sportwagen, Formel 1, Rallye, Conceptcars oder auch Motorräder. Hersteller wie Renault, Mercedes Benz oder Toyota habe das Tafelsilber aus ihren Sammlungen geholt, aber auch viele Privatleute. Die Liste der anwesenden Schätze ist lang und variantenreich: Jaguar C und D-Type oder XJS Trans Am, Ferrari 250 MM oder GTO, Alfa Romeo 3000 LM, Porsche 917 K, Ford GT40 und MkIV, Zakspeed Ford Capri, Peugeot 405 T16 GR ‘Pikes Peak’, Porsche 956 oder 962C, Sauber Mercedes C9, Shelby Cobra Daytona Coupe. Unglaublich auch der sechsrädrige March Cosworth 761-’2-4-0′ von 1976, der niemals ein Rennen fuhr oder eines meiner Highlights: Der Maserati Tipo 151/3 von 1964 mit einem Pierre Drogo Bradvan Body!! Auch Aktuelles ist dabei. Ferrari, Mercedes, McLaren, Lotus und Caterham haben ihre vorjährigen Formel 1 Boliden mitgebracht, Audi den Le Mans Sieger R18 E-Tron Quattro, Toyota den TS030 HV-R, Porsche einen GT3 Cup und Nissan einen brachialen GT-R GT1. Lotus ist die Ehrenmarke und so haben sie dieses Jahr die Skulptur vor dem Goodwood House gebaut. Eine riesige Spirale, auf der die Autos im Raum zu fahren scheinen. Auch wurde ihnen ein aus drei Klassen bestehendes Sonderfeld mit Formel 1, Sport- oder Serienwagen gewidmet. Ein Genuss für jeden Fan der Marke.

Das Festival Areal ist gigantisch gross. Auf den Freiflächen kann man sich bei BBQ, Champagner oder Burgern stärken, die aktuellen Fahrzeuge der anwesenden Hersteller (und das sind fast alle!!!) in den eigens errichteten Markenpavillons anschauen und am Donnerstag sogar auf der Strecke probefahren oder automobile Souvenirs erstehen. Die Cartier ‘Style et Luxe’ Sonderausstellung zeigt zum Thronjubiläum der Queen Privatfahrzeuge und Staatskarossen aus ihrem Besitz oder dem Rest der Welt. Läuft man den Hügel entlang der Rennstrecke hinauf, erreicht man die Forrest Rallye Stage. Eine Rallyestrecke mitten durch den Wald. Hier vergnügen sich Lancia Stratos, 037 oder Delta Integrale, Porsche 911 RS, Audi sport quattro, Ford RS200, Suzuki Impreza oder auch ein Rallye Lotus Esprit im Matsch und auf dem Schotter. Immer sind die Zuschauer nah dran am Geschehen und auch an den Fahrern. Autogramm- und Fotowünsche werden geduldig erfüllt. Jenson Button steht ganz hoch im Kurs, aber auch Alain Prost, dem auch eine Sondersausstellung mit seinen Formel 1 Wagen gewidmet ist, ist begehrt. Man kann ihn mit Sebastian Vettel beim Plaudern über seinen 30 Jahre alten Renault sehen oder Rene Arnoux, wie er Spässchen macht. Auch Pink Floyd Mann Nick Mason und seine Frau, der Earl of March selber oder die alten Haudegen von früher greifen zum Steuer. Stirling Moss, Jackie Steward, Richard Attwood, Emerson Fittipaldi, Jacky Ickx oder John Surtees, der nicht nur in einem Lotus Climax 18, sondern auch auf seinem Motorrad Norton F-Type von 1955 unterwegs ist. Noch ganz schön frisch, der Bursche!

Der Weg auf die Insel hat sich gelohnt, der Linksverkehr wurde gemeistert und vier Tage erschienen nicht zu kurz für den Besuch, um alles gesehen zu haben. Wir hoffen nun, dass sich der zertrampelte Rasen und die das Gelände bewohnende Tierwelt bis nächstes Jahr wieder schön erholen wird. Denn dann wirds wieder laut in Goodwood und die Fans kommen in Massen in den beschaulichen Süden Englands und Asterix wusste es schon längst: Die spinnen, die Briten…

Goodwood Festival of Speed

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