Baltic Sea Circle 2017 #5

Große Nachlese: Baltic Sea Circle 2017. Die lässigste Tour des vergangenen Jahres. 16 Tage hellwach im wilden Ritt um die Ostsee. 10 Länder im Wartburg 353.


12th Stage, 28. Juni: St. Petersburg – Raudsilla (Estonia), Arctic Circle Party Time, 318 km
13th Stage, 29. Juni: Raudsilla – Riga (Latvia), 363 km
14th Stage, 30. Juni: Riga (Latvia) – Kaliningrad (RUS), 417 km

Wir starten die 12. Etappe in der russischen Metropole. Das Tagesziel: das Baltikum. Das große Hindernis auf der 318 km langen Route: die seeeehr zeitintensive Ausreise aus der Russischen Föderation. Für die Ausreise nach Estland stehen wir in Iwangorod drei Stunden. Aber auch das kriegen wir gut gelaunt hin. In Raudsilla im Lahemaa National Park heisst es dann „Baltic States Party Time“, das große Wiedersehen mit allen anderen Teams. Allerbeste Stimmung ist angesagt. Der Tag klingt aus bei feinem typischen estländischem Buffet, reichlich Bier, cooler Mucke und feucht-fröhlichen Saunagängen. Wir feiern bis tief in den Morgen…

Die Morgensonne lacht über Estland. Die kurze Nacht ist schnell vergessen bei Tankstellenkaffee und Tankstelleneis. Das Roadbook beschreibt als Task of the Day einen Baltic-Sea-Circle-Klassiker: Man finde ein früheres Gefängnis, dessen Ruinen jetzt in einem Badesee stehen, ca. 45 km südwestlich von Tallinn. Das Bad in dieser surrealen Umgebung sei fotografisch festzuhalten… Für 2017 fällt die Attraktion allerdings kurzfristig aus, da das Gelände aufgrund eines zeitgleich stattfindenden Musikfestivals für die Rallyefahrer so nicht zugänglich sei… Hmmm, schade… Macht aber nix. Ein spontaner Stopp in einer – mindestens genauso – einzigartigen und traumhaften Strandkulisse am Rigaischen Meerbusen mit Wellblechhütten ist ein perfekter – wohlverdienter – Moment des Relaxens und das Highlight des Tages. Leider haben wir irgendwie vergessen, bei Petrus rechtzeitig Sonnenschein für die restlichen Tourtage zu bestellen: Ab Lettland soll uns schlechtes Wetter für den Rest der Reise begleiten.

Der Freitag beginnt auf dem Riverside Camping in Riga im Dauerregen. Das Zelt hielt zwar trocken, aber das Dauernass vermiest ganz schön den Tagesstart. Im Norden von Siauliai, Litauen, ist der berühmte Hill of Crosses unser Ziel. Wir basteln zusammen mit den anderen Teams eigene Kreuze, die wir auf dem Hügel ehrfurchtsvoll unter die Millionen anderer Kreuze platzieren. Wir peilen anschließend die Oblast Kaliningrad an, erneut eine Grenze nach Russland. Von anderen Teams hören wir, dass es an der Grenze zur Oblast Kaliningrad zu Wartezeiten von bis zu sieben Stunden kommen kann – wir fahren der Grenze trotzdem entgegen. Letztendlich sollen es fünf Stunden werden. Kopfschüttelnd ob des Gepäckchaos in unserem Fahrzeuginnenraum winkt uns die Grenzerin schliesslich durch. Auf der russischen Seite fahren wir die Curonian Spit bei tiefster Dunkelheit und Vollregen. Die 60 Kilometer durch die tiefschwarzen Waldstücke – über teilweise völlig überflutete Strassen und durch zahlreiche Schlaglöcher – sind intensiv für Mann und Maschine. Der Wartburg meistert die Strecke tapfer und zuverlässig. In den frühen Morgenstunden erreichen wir Selenogradsk an der Samlandküste. Angesichts des heftigen Niederschlags haben wir uns kurzfristig – über ‘booking.com’ – ein Hotelzimmer in Selenogradsk reservieren können. Die grüne Biene hat sich den trockenen Tiefgaragenplatz im Hotel redlich verdient. Das Spa Hotel Zelenogradsk erweist sich übrigens als empfehlenswerter Geheimtipp: schick und schön, mit dem weltallerbesten Seelachs auf dem Frühstücksbuffet. :)

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Baltic Sea Circle 2017 #4

Große Nachlese: Baltic Sea Circle 2017. Die lässigste Tour des vergangenen Jahres. 16 Tage hellwach im wilden Ritt um die Ostsee. 10 Länder im Wartburg 353.


9th Stage, 25. Juni: Lapland – Kandalakshsky District, 485 km
10th Stage, 26. Juni: Kandalakshsky – Petrosawodsk Area, 1098 km
11th Stage, 27. Juni: Petrosawodsk Area – St. Petersburg, “autofrei”

Der neunte Tag startet auf dem Kirkenes Camping an der E6. Das ist nur wenige Kilometer von der Grenze zur Russischen Föderation entfernt. Es gibt unter den Rallyeteams unklare Informationen, was man letztendlich an Esswaren oder an angebrochenen Lebensmittelpackungen in das größte Land der Erde einführen darf. Auch das Personal an der norwegischen Grenzstation Storskog kann – oder darf – uns hier keine verläßliche Auskunft geben. Um unnötige Diskussionen zu vermeiden oder eine Rückfahrt nach Norwegen nicht zu provozieren, entledigen wir uns sämtlicher geöffneter Lebensmittelpackungen. Auch das Frühstücksmüsli und die guten Hanfnüsse gehen in den Müll… Der Biervorrat in den Dachboxen wird sorgfältig durchgezählt.

Die Abfertigung auf der russischen Seite ist zunächst etwas unübersichtlich, verläuft aber eigentlich unproblematisch. Korrekt und höflich arbeiten die russischen Zoll- und Grenzbeamten. Wir bekommen die persönlichen Migrationskarten, die ab sofort im Reisepass mitzuführen sind. Für die Fahrzeuge werden Zollerklärungen ausgefüllt, die gewährleisten, dass jeder nach Russland eingeführte PKW auch wieder ausgeführt wird. Die Fahrzeuge werden einer Sichtkontrolle unterzogen. Wir müssen den Kofferraum fast vollständig ausräumen und der Beamte kann es kaum glauben: Spare Parts, Spare Parts, Spare Parts… Nach der Sichtung der Dachboxen und des Gepäcks im Innenraum hat er offenbar irgendwann genug und wir sind nach insgesamt zwei Stunden schließlich durch.

Träumen wir? Nein! Wir sind also tatsächlich in Russland. Mit unserem Altblech. In drei Stunden werden wir Murmansk erreichen. Bei Rosneft bekommt die grüne Biene erst mal was zu trinken und wir wundern uns, dass es im Shop die quadratisch-praktische Schokolade aus dem schwäbischen Waldenbuch in ziemlich allen Sorten gibt. Schneereste, militärische Bauten und Monumente säumen den Weg. Die Besichtigung des Hafens in Murmansk steht auf der To-Do-Liste des Roadbooks. Dieser war bis 1991 militärisches Sperrgebiet. Vor der Lenin, dem – mit drei Kernreaktoren ausgerüsteten – ersten Atomeisbrecher der Welt machen wir ein obligatorisches Erinnerungsfoto. Und aus der Kola-Bucht schauen wir hinauf auf den Hang und eine endlos graue Wand aus Plattenbauten.

Von jetzt an geht es Richtung Süden. Unser nächstes großes Ziel ist die Oblast Leningrad, das 1350 km entfernte St. Petersburg. Die Tagesetappe endet in einem Motel irgendwo bei Kandalaksha mitten im Wald. Da gibt es jede Menge aggressive Mücken und einen Skilift. Und sonst nichts.

Der Folgetag beginnt in strömendem Regen mit überfluteten Strassen und mit Frischkäse gefüllten Eierkuchen von der Tankstelle. Unsere Rallyegruppe entschliesst sich im Laufe des Tages, nach St. Petersburg durchzufahren und sich somit einen autofreien Tag in der zweitgrößten Stadt Russlands zu gönnen. Fahren, tanken, fahren, tanken,….

Sieht man von Bahnübergängen mit unkalkulierbar hoch herausragenden Schienen ab, ist die Beschaffenheit der Strassen in Russland übrigens unerwartet gut. Die russischen Autofahrer haben grundsätzlich ein robustes Verhältnis zu Verkehrsregeln und den Rechten anderer, aber eine besondere Aufmerksamkeit ist doch stets geboten. Überholen wird denn auch immer wieder gerne zu einem unerforschlichen Akt. Auf die Frage, warum man nicht auf einer geraden, langen Strecke ohne Gegenverkehr an einem gemächlich knatternden Wartburg vorbeizieht, sondern genau dann, wenn die entgegenkommenden Autos schon greifbar nahe sind, haben wir während unserer Reise allerdings keine Antwort gefunden…

Nach 1098 Kilometer kommen wir gegen 23 Uhr in St. Petersburg an. Der Wartburg darf nun – auf dem Parkplatz des Petro Sport Hotels an der östlichen Peripherie der Metropole – einen Tag Pause machen, während die Piloten die Stadt erkunden.

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Rallye Monte-Carlo Historique 2018__Start in Barcelona

Heute Nachmittag um 14:30 Uhr gingen 38 Teilnehmer aus fünf Nationen von Barcelona aus auf die Reise nach Monte Carlo. Andere Startorte für die Rallye Monte-Carlo Historique sind Reims, Oslo, Bad Homburg oder Glasgow.  314 Fahrzeuge der Baujahre 1955 bis 1980 sind dabei.

Rallye Monte-Carlo Historique

Alle unsere Fotostrecken der letzten Jahre zur Rallye Monte-Carlo Historique an einem Stück gibt es hier.

#RallyeMonteCarloHistorique

Baltic Sea Circle 2017 #3

Große Nachlese: Baltic Sea Circle 2017. Die lässigste Tour des vergangenen Jahres. 16 Tage hellwach im wilden Ritt um die Ostsee. 10 Länder im Wartburg 353.


6th Stage, 22. Juni: Hov (Gimsøya) – Tromso & Lyngsalpene, 488 km
7th Stage, 23. Juni: Tromso & Lyngsalpene – North Cape, 497km
8th Stage, 24. Juni: North Cape – North Lapland, 538 km

Die taghelle Arctic Circle Partynacht ist zwar vorbei, aber die Magie der weissen Sommernächte hat uns verzaubert. Das Reisetagebuch geht weiter. Zu unserer Dreiergruppe aus Wartburg, Volvo und T4 kommt der quietschtürkisfarbene Sprinter dazu. Da wir auf etwaige Alkoholkontrollen seitens der norwegischen Autoritäten in den Zuwegen unseres Campingplatzes hingewiesen wurden, starten wir eher “etwas später” in den neuen Tag. Heute gilt es, ein gutes Stück Richtung Norden zurückzulegen. “Arm Wrestling Tournament” steht als Tagesaufgabe im Roadbook, Armdrücken mit skandinavischen LKW-Fahrern.

Norden, Norden, Norden. Wir passieren am siebten Tag schliesslich den 6875 Meter langen Nordkaptunnel, der 212 Meter unter Meeresgrund liegt. Uns begleitet zuletzt immer wieder ein unsympathisches Motorklingeln aus dem Maschinenraum der ‘Grünen Biene’. Doch die Abhilfe soll nicht lange dauern. In Honningsvåg liegt für uns zur großen Freude im örtlichen Coop ein Paket aus Deutschland. Wartburgfahrer Sven hat sein Teilelager durchsucht und uns per Expresssendung mit nagelneuen Unterbrecher- und elektronischen Zündungen versorgt. Damit kriegen wir den Zweitakter hoffentlich wieder zum Schnurren. Der Zusammenhalt in der Wartburg-Community ist etwas ganz Besonderes. Und DHL hat hier eine zuverlässige Spitzenleistung erbracht.

Wir erreichen Kirkeporten Camping, unser Kurzenachtquartier in 14 km Entfernung zum Nordkap, dem großen Ziel unserer Tour. Das Nordkap-Plateau ist die weltberühmte 308 m hohe, steile Klippe auf der Insel Magerøya. Sie erstreckt sich mächtig aus der Barentssee und ist der Endpunkt zum Eismeer im Norden. Wir erfahren so nebenbei, dass der eigentliche nördlichste Punkt Kontinentaleuropas nicht das prominente Plateau, sondern Knivskjellodden, eine Landzunge der Insel, sei. Diese liege rund 1380 Meter weiter nördlich… Hmmm… Macht aber nichts. Wir machen ein gemütliches Lagerfeuer, trinken ein wohlverdientes Pilotenbier und steuern gegen Mitternacht die 1978 errichtete Globusskulptur an.

Es ist eine unwirkliche und unvergessliche Nacht. Wir stehen mit unserem Wartburg 353 mit weit über Hundert alten Autos im Stau – am Nordkap, dem nördlichsten und eigentlich einsamsten Ende unseres Kontinents, stundenlang. Es ist 2 Uhr nachts und trotzdem nicht dunkel. Es ist Ende Juni und eigentlich schon Sommer, und doch sind wir – bei Temperaturen um den Gefrierpunkt – in dicke Wintermontur mit Daunenjacken, langen Unterhosen und Wollmützen gepackt. Die doppelte Lage Socken ist ein Muß. Die Mitternachtssonne legt sich über eine einzigartige kühle und windige Landschaft. Es ist eine traumartige Kulisse und wahrlich surreale Atmosphäre. Die Blechlawine will zum Globus, wo Erinnerungsfotos geschossen werden sollen. Fahrzeug für Fahrzeug. Und das dauert eben. Natürlich ist das Monument normalerweise nicht mit Fahrzeugen erreichbar. Da die ‚Nordkapphallen‘ ihren Ausstellungs- und Shopbetrieb um 1 Uhr in der Früh schließen, war irgendwie und ausnahmsweise dieser unvergessliche Zugang möglich.

Die Hälfte der Strecke liegt nun hinter uns. Die Reise Richtung Süden führt für uns über Russland. So entscheiden wir uns am nächsten Tag für den Abstecher nach Finnland über Väylä und Partakko entlang des Inarijäri, dem drittgrößten See des Landes der Tausend Seen. Am Abend sind wir im norwegischen Kirkenes, unweit vom Grenzübergang Storskog an der Europastraße 105. Während des Kalten Krieges war dies der einzige unmittelbare Landkontakt zwischen der NATO und der Sowjetunion innerhalb Europas.

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