@ Zuffenhausen

Besuch im Porsche Museum.

“Macan” heißt nicht nur das Mittelklasse-SUV der Sportwagenmarke, sondern ist auch die porscheeigene Bezeichnung für das schwäbische Traditionsgericht “Linsen mit Spätzle und Saitenwürstchen” im museumseigenen Restaurant “Boxenstopp”. Dort wird – Eingang im Foyer – frisch vor den Augen gekocht. Und “Macan” können sie da richtig gut. Und wenn man schon mal zum Linsenessen in Zuffenhausen ist, bietet sich natürlich ein Museumsrundgang an…

Porsche Museum

formfreu.de: Porsche Museum
formfreu.de: Le Mans @ Zuffenhausen

Streets of Cuba

Zigarren, Rum und alte Autos. Das sind so die Klischees über Kuba. Wir wollten es genauer wissen und schauen, was es sonst noch gibt und wie der viel beschriebene Wandel vonstatten geht. Drei Wochen waren wir im Inselstaat unterwegs, fast 3000 Kilometer quer durch eine andere Welt, zurück in eine andere Zeit.

Unsere Tour startet in Havanna, deren alter Teil seit 1982 zum UNESCO Kulturerbe gehört. Im 18. Jahrhundert wurde Havanna als „Paris der Antillen“ beschrieben. Die Stadt wurde mit Zuckerrohr- und Tabakexporten reich und ist geprägt von den Kolonialbauten, von denen einige inzwischen durch ausländische Fördergelder wieder farbenfroh restauriert worden sind. Die meisten jedoch sind ziemlich baufällig und ohne dass je ein Krieg stattgefunden hat, gleichen einige Straßenzüge einem Trümmerfeld. Noch bis vor kurzem bewohnte Häuser sind nach jahrelangem Verfall komplett eingestürzt. Den Bewohnern fehlt es schlicht an Geld, die anstehenden Reparaturen auszuführen und der Staat kümmert sich nicht. Geschäfte gibt es kaum und wenn, dann sind die Auslagen dürftig. Abseits des Zentrums- wo einst Hemingway von seinem Hotel zu seinen Lieblingslokalitäten ging, um Daiquiri oder Mojito zu schlürfen und die Touristen es ihm heute gleichtun – findet man nur wenige Bars mit überschaubarem Angebot. Rum und Cola. Und Cola ist meistens aus. Bewohner laufen scheinbar nichts tuend umher und Kinder spielen in den fast autoleeren Straßen mit selbstgebauten Skateboards oder Fußball. Es erinnert an Ost Berlin in den 80ern und auch der Rest Kubas hat mich oft an die marode und vom Kommunismus gezeichnete DDR erinnert. Nur eben viel bunter und mit Palmen…

Im angrenzenden Stadtteil Vedado, welcher Anfang des 20.Jahrhunderts zum Viertel der Oberschicht heranwuchs, sieht es etwas besser aus. Geschäfte gibt es zwar hier auch nicht, aber die Gebäudesubstanz ist nicht ganz so marode. Es herrschte bis zur Zeit der Revolution 1959 ein reger Bauboom. In den 30er Jahren wurden zahllose Luxus-Hotels, Kasinos und Nachtklubs errichtet, um die hauptsächlich amerikanischen Touristenmassen zu verwöhnen und zu bespaßen. Viele Hochhäuser – eines davon gehörte zum höchsten der Welt – stehen hier, einige erstrahlen noch heute im Art Deco Stil der 40er Jahre, wenngleich sie auch etwas in die Jahre gekommen sind. Mit dem Anfang der 60er Jahre einziehenden Kommunismus galten dann die Plattenbauten als schick und wurden der wachsenden Bevölkerung als zeitgemäße Bleibe zugeteilt.

Ich bin überrascht, wie viele der alten amerikanischen Autos, die hier „Almendrones“ genannt werden, noch herumfahren. Gefühlt sind es fast die Hälfte aller Autos, zumindest in Havanna. Kuba war in den 50er Jahren der größte Exportmarkt für die Straßenkreuzer. Cadillac, Buick, Ford, Pontiac, Dodge, Packart, Oldsmobile. Zwischen 1941 und 1958 versechsfachte sich der Autobestand auf 167000. Heute sind es noch etwa 48.000 und nur die wenigsten von ihnen sind noch (oder wieder) in ansehnlichem Zustand und diese kutschieren dann die Touristen durch die Stadt, gerne auch offen und in pink. Original ist keiner mehr, denn seit über 50 Jahren Jahren gibt es wegen des US-Embargos keine Ersatzteile. Die meisten fahren als öffentliche Taxis die Kubaner auf festen Routen durch Stadt und Land. Sie werden nicht selten nur noch von Spachtelmasse und Rost zusammengehalten. Die Hinterachsen sind vom Lada, die Motoren von Peugeot oder Hyundai, manchmal muss auch eine alte Diesel-Wasserpumpe herhalten. Die Kubaner sind kreativ und nehmen, was verfügbar ist. Auch vor der Umrüstung des Armaturenbretts auf einem aus Plastik wird nicht zurückgeschreckt.

Die ab den 60er Jahren von den sozialistischen Bündnispartnern in Osteuropa importierten Autos der Marken Lada, Wolga, UAS, Moskwitsch oder Skoda sind selten in besseren Zustand. Noch am ehesten in Privathand, ganz schlimm aber als Taxis, meist Modell Lada 2107 und völlig verschlissen. Sie waren einst als Privilegien nur ranghohen Militärs und Regierungsmitgliedern vorbehalten gewesen, später auch Ärzten, Anwälten oder Hochschullehrern und durften bis zum Jahr 2011 – anders als die privat erworbenen Autos aus der Vorrevolution – nicht weiterverkauft oder vererbt werden.

Seit 2014 können Kubaner auch wieder Westautos kaufen, deren Import über den Staat läuft und mit einer Art Luxussteuer belegt ist. Die Neuregelung war ein Teil der Reformen zur wirtschaftlichen Öffnung des Landes, kam aber bei der Bevölkerung nicht gut an. Die Autos sind schlicht unerschwinglich. So wurde ein neuer Peugeot 508 für umgerechnet über 200.000 Euro angeboten, ein kleiner 206+ steht für ca. 70.000 Euro in der Preisliste.

Sehr selten begegnen uns auch Westwägen älteren Baujahrs: VW Käfer, Golf 1, 2 oder 3, einen Mercedes 190 oder 123er haben wir gesichtet, die irgendwie über Diplomatenkreise auf die Insel gekommen sein mussten. Auch richtig Exotisches, wie einen Mercedes W116, Saab 93, Porsche 356 oder einen Fiat 1100 TV Spider von 1957.

Nach vier Tagen in Havanna fahren wir Richtung Westen nach Viñales, wo die Landschaft von Tabakfeldern, weiten Wälder und rundliche Berghügel geprägt ist. In der zweiten Woche dann Richtung Osten, quer über die Insel. Meist übernachten wir in „Casa Particulares“, Privatunterkünfte, wie es inzwischen unzählige gibt und wo man sehr gut mit den Bewohnern ins Gespräch kommt. Ein Paar arbeitete beim Radio, eine andere Frau hatte beim Hurrikan im letzten Jahr ihre Bleibe verloren und vermietet nun ein Zimmer in ihrer neuen spartanischen vom Staat gestellten Wohnung und lebt wie viele komplett von der Zimmervermietung. Der Vater der letzten Familie, bei der wir zu Gast waren, war wohl ein ranghoher Militärmensch. Zumindest ließen seine Parolen darauf schließen und auch die vielen Fotos, die im Wohnzimmer hingen und ihn mehrfach bei der Ordenvergabe mit dem Revolutionsführer Fidel Castro zeigen.

Überhaupt ist der Revolutionsführer allgegenwärtig. Die zahllosen Propagandaschilder am Straßenrand zeigen sein Konterfei oder seine Parolen. Auch manchmal die von Che Guevara. „Wo der Kommunismus gelebt wird, sterben die Probleme“ steht darauf zu lesen. Oder „Sozialismus oder Tod“. Kommerzielle Werbetafeln gibt es auf der ganzen Insel nicht. Nicht in der Stadt und nicht auf dem Land.

Weiter geht es über Trinidad und Camaguëy in Richtung Holguín im Osten der Insel. Dann an die Küste im Norden nach Guardalavaca, einem kleinen Nest, wo es aber einen hübschen Strand gibt. Unterwegs sind wir mit unserem chinesischen Mietwagen Modell Geely CK, der ziemlich runtergeritten ist, obwohl er gerade mal 45000 km auf der Uhr stehen hat. Das liegt zum einen an der miesen Qualität des Wagens, zum anderen aber an den unglaublich schlechten Straßen, so dass der Verschleiß immens ist. Noch dazu ist es sehr gefährlich, tauchen doch unvermittelt riesige Schlaglöcher auf der Fahrbahn auf. Nicht selten auch auf der welligen und dürftig ausgebesserten Autobahn. Diese ist meist 3-spurig ausgebaut und erinnert an eine Landebahn, denn oft fehlt die Fahrbahnmarkierung. Verkehr gibt es kaum- fast wie an den autofreien Sonntagen in den 70er Jahren bei uns. Man kann also gut ausweichen, muss aber auf die am Fahrbahnrand fahrenden Pferdegespanne oder Radfahrer aufpassen, die auch mal die Spuren überqueren, um auf die Gegenseite zu gelangen. Auf der Landstrasse ist das mit dem Ausweichen schon schwieriger. Manchmal muss man scharf bremsen und kann nur mit Schrittgeschwindigkeit und im Slalom um die Löcher herum oder hindurch fahren und muss auf entgegenkommende LKW und am Fahrbahnrand fahrende Ochsenkarren, Fahrräder, die gerade so schnell fahren, dass sie nicht umkippen und kreuzende Hunde, Schweine, Hühner oder Pferde achten. Hauptverkehrsmittel auf dem Land ist tatsächlich noch die Pferdekutsche. Sie wird als Taxi oder zum Transport aller möglichen Sachen benutzt und gibt die Fließgeschwindigkeit des Verkehrs vor. Man sollte sich immer teuflisch konzentrieren und die Dunkelheit meiden. Denn keines dieser Verkehrsteilnehmer ist nachts beleuchtet.

In der ersten Woche ereilte uns die erste Reifenpanne. Ein Platten, den wir im nächstgelegenen Dorf flicken ließen. Die beiden Löcher wurden kreativ von innen mit einem großen Stück Gummi beklebt. Das hat gehalten. In der zweiten Woche platzte uns der linke Vorderreifen. Der Belag hat sich mit einem lauten Knall auf ca. 30 cm von der Karkasse gelöst und bis zum Abbremsen bereits den kompletten Radkasten zerschlagen. Teile des Stoßfängers, des Kotflügel und des Schwellers wurden in Mitleidenschaft gezogen und sämtliche Kabel und Schläuche hingen herum. An Weiterfahrt war nicht zu denken.

Wir mussten den Pannendienst rufen und weil unser Telefon in Kuba nicht funktionierte, fährt uns ein auf seiner Bananenplantage ein Haus bauender freundlicher Bauer mit seinem uralten LKW zum nahe gelegenen Dorf in eine Firma. Doch auch hier ist telefonieren nicht so einfach. Zunächst muss das Telefon mit einer Art Prepaidkarte aufgeladen werden. Gemeinsam helfen alle mit das Problem zu lösen und der Abschleppwagen sollte so in 2 Stunden kommen. Tatsächlich dauerte es über drei Stunden, die wir in der sängenden Mittagssonne am Ortsrand von Buenaventura verbrachten und währenddessen ungeahnte Gastfreundschaft erfuhren. Es war Sonntag und ein auf dem Nachbargrundstück wohnender Jugendlicher feierte mit Kumpels seinen 18. Geburtstag und glühte ein wenig mit einer Flasche Rum vor, die selbstverständlich auch uns angeboten wurde. Wir widerstanden der Versuchung, wollten ja zügig wieder auf die Straße und Alkohol am Steuer kommt auch in Kuba nicht gut an. Später kamen noch Vater, Mutter, Onkel und Freunde dazu, die sich alle über die gestrandeten Touristen mit ihrem kaputten Auto wunderten und sich angeregt mit uns unterhielten. Da es nun schon Mittag war sollten wir doch ins Haus kommen und mitessen. Wir lehnten ab, weil wir den Pannendienst nicht verpassen wollten und flugs wurden uns Essen und zwei Stühle (!!!) ans Auto gebracht. Es gab Lamm mit Reis und Bohnen und das war eines der leckersten Gerichte auf der ganzen Reise! Als der lang ersehnte Abschleppwagen kam, verabschiedeten wir uns und machten noch ein Gruppenfoto.

Die politische Situation im Karibikstaat ist schwierig und oft auch trostlos, aber Gastfreundschaft und Solidarität werden ganz groß geschrieben und sind selbstverständlich. Es ist nicht alles schlecht im Paradies. Auch das Bildungs- und Gesundheitssystem sind vorbildlich und kostenlos und jedermann zugänglich, es gibt so gut wie keine Kriminalität, als Tourist kann man sich immer und überall unbesorgt bewegen. Eine Grundversorgung an Lebensmitteln wird staatlich geregelt. Mit Hilfe eines Büchleins (libreta) und Coupons für die man subventionierte Waren sehr günstig einkaufen kann. Zu etwa 5% des regulären Preises. Fleisch oder Fisch sind freilich selten verfügbar und es bilden sich oftmals lange Schlangen an den Läden. Auch reicht der Vorrat nicht bis zum Monatsende und dann muss man sehen, wie man den Rest beschafft.

Die Mangelwirtschaft ist offensichtlich, es fehlt an allem, außer Sonne, Musik und Lebensfreude. Wenn man sieht, mit welchem Gerät die landwirtschaftlichen Planziele erfüllt werden sollen, schüttelt man mit dem Kopf. Mit wenigen Ausnahmen von modernen chinesischen Traktoren wird mit ältesten russischen Maschinen gewirtschaftet. In den wenigen Geschäfte herrscht trostlose Leere. Selbst im Devisenladen gibt es gerade mal das Nötigste. Rum, Dosenbier, Reis und Bohnen, Sojaöl, Seife oder Milchpulver. Mal etwas Wurst, Kochschinken oder Industriekäse aus heimischer Produktion. Die Preise sind westlich, Normalkubaner können sich hier nichts leisten und all das erinnert ein wenig an die Intershops in der DDR. Bezahlt wird hier in CUC (Peso Convertible), einer 1993 eingeführten Zweitwährung, die an den Dollar gekoppelt und zur Devisenbeschaffung für die Regierung dient, nachdem damals der größte Handelspartner durch den Zerfall der Sowjetunion verschwunden war. Mit dem CUC zahlt man auch als Tourist, so z.B. in vielen Läden mit höherwertigen Konsumartikeln, Hotels, Restaurants oder Taxis. Die Währung ist inzwischen überall weit verbreitet und soll irgendwann den CUP (Kubanischer Peso) komplett ersetzten. Das Bestehen der zwei Währungen führt zu einem enormen Einkommens-Ungleichgewicht in der Bevölkerung. Der Durchschnittslohn kubanischen Berufstätigen, die zu 70% für den Staat arbeiten, werden in CUP bezahlt und beträgt umgerechnet zwischen 15 Euro und ca. 50 Euro im Monat. Ein gut ausgebildeter Arzt im Krankenhaus verdient auch nicht mehr und muss mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, weil er sich den Bus nicht leisten kann, während ein Barmann in einem der 5-Sterne Hotels an den Stränden im Norden an einem lauen Vormittag den selben Betrag als Trinkgeld einsteckt, das ihm von den meist kanadischen Touristen zugesteckt wird, die schon nach dem Frühstück Gin Tonic oder Bier bestellen. Wer keinen Zugang zum Tourismus hat, selbstständig ist oder keine Verwandtschaft hat, die Geldbeträge aus den USA oder Europa schickt, der führt ein karges Leben.

Ein privater Internetanschluss ist noch extrem selten. Ins Netz loggt man sich in der Regel mit einer im ETECSA (Kubanische Telefongesellschaft) Laden gekauften Prepaidkarte an einem der in den Städten inzwischen zahlreichen Hotspots ein. Man erkennt sie leicht an einer grösseren Menschenansammlung, die mit ihrem Handy beschäftigter ist. Eine Stunde kostet 1 CUC, was ca. 1 Euro ist. Also für die meisten Kubaner unglaublich teuer.

Nach unserem Reifenplatzer haben wir in der Mietwagenzentrale in Holguín ein neues Auto bekommen. Diesmal einen fast neuen Renault Sandero, der wie geschaffen ist für die kubanischen Straßen und wir schweben geradezu über die letzte Strecke auf unserer Reise. Sie führt uns nochmals an die Nordküste, diesmal auf die Inselgruppe Cayo Coco, um ein paar Tage am Strand auszuspannen. Danach fahren wir zurück nach Havanna, um bald darauf wieder im Flieger in die Heimat zu sitzen.

Zurück bleibt ein Gefühl ganz weit weg gewesen zu sein. Kaum Kontakt zur Außenwelt, kaum Internet, kaum Nachrichten. Urlaub fast wie früher, als man noch wirklich „weg“ war und etwas zu erzählen hatte, wenn man nach Hause gekommen ist. Es war eine Reise in die Vergangenheit, in ein Land voller Widersprüche und Absurditäten und mit einem politischen System, welches am Zerfallen ist und sich gerade in etwas neues umbildet. Wir hatten wundervolle Begegnungen mit Menschen, die uns von ihrer Welt und der Sicht darauf erzählt haben. Sie waren erstaunlicherweise meist zufrieden mit sich und der Situation. Die Musik ist allgegenwärtig und bietet für viele eine Möglichkeit für ein paar Stunden die Missstände des sozialistischen Staates zu vergessen. Die Leute wünschen sich lediglich, dass der Wandel etwas schneller kommt und sie vielleicht bald reisen dürfen und können. Ein bisschen so wie früher in der DDR…

 

Fotos: Markus Haub & Susana de Val

Techno Classica Essen 2018

Was für eine Show!

„Über 2.500 Fahrzeuge im Angebot renommierter Händler aus aller Welt und von Privatanbietern bei der diesjährigen Techno-Classica Essen machen die Klassik-Messe zum Welt- Handelszentrum für Klassiker und Liebhaberfahrzeuge.“ So steht es im Pressetext. Das Angebot ist wirklich riesig! Unglaublich war die Vielfalt der Marken und Modelle. Die Besucher kamen aus aller Herren Länder. Schon am Eingang hörte man holländisch, französisch, englisch oder russisch. In den letzten fünf Tagen kamen 188.000 Besucher und machen die Messe so zur publikumsstärksten weltweit.

Mit großen Engagement zeigten über 200 Klassiker Clubs und Interessengemeinschaften ihre Exponate und auch die Automobilhersteller ließen sich nicht lumpen und nutzten die Messe, um  ihre Markenwerte mit eindrucksvollen Inszenierungen darzustellen. Mercedes-Benz hatte einen großen Auftritt und zeigte neben alten Silberpfeilen eine ganze Menge G-Modelle, darunter auch den neuen, der Deutschlandpremiere feierte. Bei VW war es traumhaft, innovativ und sportlich. Ein Themenschwerpunkt war die Historie der Forschung und Entwicklung und man konnte z.B. den Futura von 1989 oder den ESVW Sicherheits- Experiment Wagen von 1972 sehen. Dazu noch einige Cabriolet Prototypen, einen Typ 3, Typ 35 und einen 411 von 1968. Porsche feierte das 30 jährige Jubiläum des 964 und 70 Jahre Porsche Sportwagen. Bei Audi stand der 100 im Mittelpunkt. Dazu kam noch ein Auto Union Typ D von 1938. Bei BMW gab es 30 Jahres großes Coupé zu bestaunen, 50 Jahre E3 Limousinen Baureihe und 40 Jahre M1.

Besonders beeindruckt hat mich jedoch der Auftritt der Briten. Jaguar und Land Rover präsentierten 50 Jahre XJ und zeigten auch (nach Genf) noch mal den XJ6 von Iron Maiden Drummer Nicko McBrain. Dazu einen XJ-S und einen XJ220. Land Rover einen Serie 1 im restaurierten und unrestaurierten Zustand zum Vergleich. Bei Aston Martin stand ein frisch restaurierter, unglaublich schöner DB4 G.T., ein V8 Vantage Zagato, ein Vantage V550 und mein absolutes Messe-Highlight: Ein bahama gelber DB6 Mk1 Vantage Saloon von 1969. Zu kaufen für 786.870 Euro.

Techno Classica

Mehr Techno Classica bei formfreu.de: 2013, 2014, 2015, 2017

Moskwitsch

“Der Traum eines jeden Jungen dürfte wohl ein Tretauto mit verstellbarem Sitz und elektrischer Lichtanlage sein. Es wird unter dem Markennamen seines ausgewachsenen Vorbildes »Moskwitsch« vertrieben und ist im Gegensatz zu vergleichbaren westlichen Produkten ganz aus Metall und Aluminium hergestellt.” *

Modellname: Moskwitsch
Hersteller: AZLK (Automobilwerk Leninscher Komsomol)
Länge: 113 cm
Breite: 51 cm
Karosserie: Stahlblech, lackiert
Räder: Scheibenräder mit Alu-Kappen
Antrieb:Tretmechanismus

* aus: Gebrauchsanweisung für die Sowjetunion, http://www.academia.edu/27745732/Gebrauchsanweisung_für_die_Sowjetunion

Baltic Sea Circle 2017 #6

Große Nachlese: Baltic Sea Circle 2017. Die lässigste Tour des vergangenen Jahres. 16 Tage hellwach im wilden Ritt um die Ostsee. 10 Länder im Wartburg 353.


15th Stage, 1. Juli: Kaliningrad – Kolobrzeg Area (Poland), 591 km
16th Stage, 2. Juli: Kolobrzeg Area – Hamburg, Finish Line, 421 km

Die weltberühmte Schönheit der Kurischen Nehrung konnten wir in der tiefnächtlichen Dauervollregenfahrt nicht mal erahnen. Also beschliessen wir in Selenogradsk beim Frühstück mit Melanie und Domenico vom Team ’123dabei’, die Strecke an der Samlandküste ein paar Kilometer Richtung Norden zurückzufahren. Wahnsinn! Der Wind streicht über den regennassen Sand der Halbinsel. Die Eindrücke belohnen uns und sie sind die nochmalige Maut für die Fahrt durch den Nationalpark auf jeden Fall wert.

Wir nehmen noch ein paar Impressionen aus Kaliningrad mit. Der Wartburg wird zum Fotostar für eine Hochzeitsgesellschaft. Die ungewollte Begegnung mit einer Straßenlaterne während eines Rangiermanövers mit beschlagenen Scheiben und Spiegeln hinterläßt eine böse Narbe am Fahrzeugheck – eine Beule im Heckmittelteil und in der Stoßstange sowie eine zerbrochene Heckleuchte. Das schlechte Wetter empfiehlt ein baldiges Weiterfahren Richtung Hamburg. Kurz vor der Grenze zu Polen werden die letzten Rubel in Kekse und Kefir umgewandelt. Die polnischen Grenzerinnen und Grenzer lassen stundenlang auf die Einreise in die Europäische Union warten und geben mit ihrer Unfreundlichkeit alles andere als ein gutes Bild für die Aussengrenze der letzteren ab. Die Stimmung ist im Keller. Wir „müssen“ heute noch nach Stettin, über 400km liegen vor uns und es ist bereits später Nachmittag. Der Wartburg läuft schlecht: Wir wechseln unterwegs Zündspulen und Benzinpumpe. Der Vergaser vereist: mit verschlossener Kühlerjalousie soll es wieder besser klappen. Dauerregen und Dunkelheit sorgen für schlechte Sicht. Wir quälen uns durch Polen. Die Akkus der Piloten und damit die Konzentration erschöpfen sich. Mit reichlich Tankstellenkaffee im Bauch und Koffein im Blut erreichen wir unsere Unterkunft irgendwann in der Früh.

Halbwegs erholt starten wir in den Sonntag. Die letzte Etappe bricht nach über zwei Wochen an. Rückkehr nach Deutschland. Müdigkeit und schlechte Laune vom Vortag sind vergessen. Hansestadt, wir kommen! Auch Petrus ist uns mittlerweile wieder wohlgesonnen. Wir sind rechtzeitig am Fischmarkt und fahren unsere grüne Biene stolz durch den Zielbogen. Noch haben wir nicht realisiert, dass wir 16 Tage lang um die Ostsee gefahren sind. Und plötzlich ist alles schon wieder vorbei. Im Lauf des Abends wischen wir uns die ein oder andere Träne aus den Augen. Der Wartburg hat die Piloten sicher und heil ans Ziel gebracht. Darauf jedenfalls einen Schluck Addinol!

Mit An- und Rückfahrt nach Süddeutschland hat der Wartburg tapfere 9219 Zweitaktkilometer zurückgelegt. Leider hatte am Morgen des Starts in Hamburg der Wartburgtacho seinen vorzeitigen Ruhestand beschlossen. Die täglichen Laufleistungen haben wir dann immer bei Partnerfahrzeugen, mit denen wir in der Gruppe unterwegs waren, bzw. bei Google-Maps erfragt. Korrekterweise müssen davon die 144 km abgezogen werden, die wir in Schweden “Huckepack” unterwegs waren… Für die Tour einschliesslich der Anreise nach Hamburg und Rückreise haben wir einen Gesamtkonsum von 808,64 Litern Kraftstoff zusammengezählt. Dazu kommen noch ca. 19 Liter Zweitaktöl. Das entspricht dem Durchschnittstreibstoffverbrauch von 8,9 Litern/100km. Den teuersten 95-Kraftstoff haben wir in Norwegen und Finnland getankt: 1,75 Eur/Liter. In Russland gab es den Saft für unschlagbare 58 Cent/Liter…

Die meist gefallenen Sätze im Auto waren „der Motor klingelt“, “ich muss mal”, “wo sind wir?“ oder “wo ist?” weil mal wieder etwas im Auto gesucht wurde.

Wir haben Millionen Eindrücke gesammelt und ein paar richtig coole Leute kennengelernt. Unsere Kollegenteams – allesamt Facebook-Bekanntschaften aus Südwest mit Nordkapziel – waren die Besten überhaupt. Zu den besonderen Momenten gehört auch das tolle Feedback der zahlreichen Leute, die unsere Tour im Netz leidenschaftlich verfolgten. Irgendwann während der Tour hat sich ein Herr aus Sachsen bei uns gemeldet, der gerne mal nachts die Aufnahmen der Webcam am Nordkap anschaut. Als die Autos dort im Altblechstau standen, fiel ihm besonders der grüne Wartburg mit der Startnummer 26 auf dem Dach auf, woraufhin der Mann recherchierte und sich bei uns meldete. Spätestens bei unserer erfolgreichen Aufholjagd in Schweden haben wir realisiert, dass uns diese Abenteuer-Tour so schnell nicht wieder loslassen wird. Den Baltic Sea Circle machen wir bestimmt wieder.

Danke an alle unsere lieben Freunde und Unterstützer vor und während der Tour, danke an das tolle Engagement unserer Sponsoren und danke an alle fleissigen Spender unserer Charity-Aktion!

Für 2018 haben wir uns die Balkan Express Rallye durch die Länder und Regionen des ehemaligen Ostblocks vorgenommen. Der Wartburg darf pausieren. Ein 1989er Lada Samara hat jüngst unseren Fuhrpark erweitert… Stay tuned!

Superlative Adventure Club
Zweitakterz Süd @ Baltic Sea Circle 2017
facebook: Zweitakterz Süd @ Baltic Sea Circle 2017

Alle Beiträge findet ihr gebündelt hier .

#BSC2017

Autosalon Genf 2018 GIMS

Ein älterer Mann mit Krückstock und Hut kommt langsam und etwas humpelnd auf die Bühne des Renault Standes und steigt über die geöffnete Fronttür in das Konzept-Vehikel EZ-GO ein. Er scheint aus der alten Welt zu kommen – trägt einen analogen Fotoapparat um den Hals – stellt seinen Rollkoffer ab und setzt sich zu den anderen Passagieren.

EZ-GO ist eine 5,20 m lange Kapsel auf Rädern, welche in naher Zukunft als Auto und Service autonom durch die Innenstädte fahren könnte, um bis zu sechs Passagiere aufzunehmen. Es ist für Menschen, die entweder gefahren werden möchten oder müssen, auch mit Rollator, Kinderwagen oder Rollstuhl. Das Konzept präsentiert Chefdesigner Laurens van den Acker als erstes einer Reihe von Mobilitätsservices, welche im Laufe des Jahres folgen werden. Mehr als das Modell begeistert mich aber die Art der Präsentation. Fernab vom Marketinggeschwafel und hohlen Phrasen zu Rekordabsätzen und Segmentbestleistungen hört man eine Haltung heraus, die viel aussagt über die Marke und deren Glaubwürdigkeit, die z.B. Volkswagen durch den Abgasskandal komplett verloren hat und nun halbherzig zurückzuerlangen versucht. Kam mir bisher beim Gedanken an autonomes Fahren und den gezeigten Konzepten meist das Grauen, lässt mich diese Idee hoffen, dass die Zukunft der Mobilität in den ständig weiter wachsenden Städten möglich ist, wenngleich dafür freilich das Privatauto auf der Strecke bleiben muss und wird.

Was gibt’s denn sonst so? Bei Audi steht der neue A6. Viel interessanter ist jedoch der Messestand. Er ist einem Kinosaal nachempfunden, man sitzt bei der Präsentation in bequemem Gestühl, bekommt, Snacks, Getränke oder Eis gereicht und kann sich verschiedene Kurzfilme von Nachwuchs-Cineasten über das neue Modell anschauen. Die sind allesamt sehr unterhaltsam und hochprofessionell gemacht. Hut ab, Film ab! Deutschland hat Zukunft, zumindest im Filmgeschäft….

Die Lamborghini Fläche ist mit Urus und Hurracan Performante Spyder übersichtlich bestückt, jedoch fast genauso gross, wie die von Audi. Verkehrte Welt. Das fällt auch ein paar Meter weiter auf. Die durch Opels Nichterscheinen entstandene Lücke , hat kurzerhand Aston Martin gefüllt. Und die haben einiges hingestellt. Das Hypercar Valkyrie AMR, den neuen Formel 1 Renner, den neuen Vantage und den DB11. Der wahre Knaller steht aber im hinteren Teil, quasi etwas in einem als Atelier getarnten Raum versteckt: Das Lagonda Vision Concept. Die exzentrisch gestylte Raumflunder mit geradezu verschwederisch grossem und bequemen Innenraum. Demnächst kommt noch ein SUV und ein Coupe.

Bei den profaneren Marken geht es um Masse statt Klasse. VW kündigt an, für das Jahr 2020 insgesamt 19 SUV-Modelle im Programm zu haben, die 40% des Gesamtvolumens ausmachen. Na dann….Ausserdem geht die Elektrifizierung der Flotte voran. Ob es bei den 80 neuen Elektromodellen bis 2025 im Konzern und den anvisierten Stückzahlen belieben wird? Man kann nur hoffen, dass sie sich aussreichend Schürfrechte in der Heide gesichert haben, um an die seltenen Rohstoffe zu kommen, die in die Batterien wandern werden. Hyundai kommt mit dem „Fil Rouge“ an den Genfer See. Dieser rote Faden soll die neue Designsprache aufzeigen. Zum ersten Mal ist auch eine Rückbesinnung auf die Wurzeln des Hyundai Designs zu bemerken. Das von Giugiaro vor 44 Jahren gestaltete Pony Coupe ist bei der Pressekonferenz zu sehen! Dazu gesellen sich der Kona Elektro, der Nexo und der Santa Fe. Porsche zeigt den 911 GT irgendwas und die Studie zum Vollelektrischen „Mission E Cross Tourismo“, ein nicht unattraktives, aber störend banales, weiteres Mitglied der Mission E Familie. Bei Mercedes steht die neue A-Klasse und der runderneuerte C. Ausserdem das Mercedes-AMG GT4-Door Coupé, der AMG GT 63 S 4MATIC, der AMG E 53 4MATIC, der AMG 43 4MATIC T-Modell und der AMG G 63, bei dem das 4MATIC schon automatisch drin ist. BMW präsentiert den X4 und das 8er Grand Coupé als Studie, Peugeot den neuen schneidigen 508, Skoda den Vision X, Volvo den V60, Kia den Ceed, Ferrari den 488 Pista, Seat die neue überflüssige Marke Cupra, Tata einige interessante Konzepte und Bugatti den Chiron Sport, der alles besser kann als der normale Chiron und somit die bisherigen Kunden ganz schön in den Arsch kneift.

Es gibt noch viel mehr zu sehen, aber da müsst ihr schon selber auf die Messe oder euch bei den Kollegen informieren. Wir haben fertig für heute und suchen vielleicht noch nach weiteren Antworten auf die Frage, wie eine Autoindustrie in Zeiten, in der das Ansehen noch hinter dem des Bankenwesens und der Politik zurückgefallen ist wieder auf die Beine kommt. Nicht wirtschaftlich, sondern moralisch. Die Zahlen glänzen ja alle und die Kurven zeigen nach oben. Wir kommen ins Grübeln, wenn man sieht, dass Konzerne wie VW 20 Milliarden in die Elektroflotte investieren, ziemlich genauso viel, wie sie der Abgasskandal kosten wird. Was sonst hätte mir diesem Budget gemacht werden können? Vermutlich die Welt retten. “Finde das rechte Maß”, das schrieb schon vor langem der Benediktinermönch Anselm Grün in seinem Buch. Vielleicht eine gute Lektüre für so manchen Automanager…

Übrigens: alle Freunde von Marzal, Sibilo oder Testudo finden unsere Fotoreihen von der Bertone-Versteigerung 2011 hier und hier.