Ich fühlte mich wie ein Kind, das alleine ein paar Stunden im Spielwarenladen verbringen darf, als ich letzte Woche durch die Sammlung von Fredy Lienhard ging. Ungestört konnte ich die besten Blickwinkel auf die wunderbaren Exponate suchen und den Traumwagen meiner Kindheit (und noch heute) ganz nah sein. Ferrari F40, Testarossa, 512 BBi, Jaguar XJ220, Bugatti EB110 GT, Lamborghini Miura oder Diablo. Wahnsinn!!
In den historischen Hallen des Tanklagers der ehemaligen eidgenössischen Alkoholverwaltung in Romanshorn am Bodensee stehen seit 2009 die Sportwagen und Rennautos, die der Rennfahrer Fredy Lienhard zusammengetragen hat. Die Ausstellung umfasst ca. 80 Sport-und Rennwagen und so einige Raritäten aus allen möglichen Epochen. Alle Exponate, bis auf drei Formel 1 Wagen, sind fahrbereit und werden regelmäßig bewegt wechseln auch immer mal die Positionen oder sind zur Wartung. Die Idee zum Projekt „autobau“ kam dem Schweizer, als er eine Schulklasse durch die damals noch private Sammlung führte und die glänzenden Augen der von seinen Geschichten und den Autos faszinierten Kinder sah. Er beschloss, sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und schuf so einen lebendigen Ort, wo alle an seiner Leidenschaft für den Motorrennsport teilhaben können.
Meinen Rundgang beginne ich in der Halle der Sportwagen. Es überwiegt rot, gelb und silber! Der Raum ist wunderschön und es ist vollkommen still. Ein Ferrari 365 GTB/4 Daytona steht gleich hinter einem 365 GTC/4. Beide bauen auf demselben Chassis auf und man kann sie hier prima vergleichen. Daneben ein 330 GTO, der 1984 als Replica für David Piper auf Basis eines 330 GT aufgebaut wurde. Davor eine „Dino“-Reihe, bestehend aus 308 GT4, 246 GTS und einem Fiat Dino Coupe 2,0. Andere Italiener sind der Lancia Flaminia Zagato 3C 2.8 Super Sport, Lancia Aurelia B20S, Maserati 3500 GTI, aber auch Neues, wie der Alfa Romeo 8C Competizione, Lamborghini Gallardo, Aston Martin V12 Vanquish, ein Artega oder ein Tesla Roadster. In der darübergelegenen Etage wird man von einem Lamborghini Miura empfangen, daneben deutsche Fabrikate: ein schöner Porsche 912 von 1965, 356 1500 und 1600er Coupe, ein Käfer von 1950, ein 911 S/R 2.5 und ein RSR Neuaufbau und ein Mercedes-Benz 300SL Roadster. Schweizerische Automobilbaukunst vom Feinsten ist in Form eines silbernen Monteverdi High Speed 375 vertreten und, dazu eine fantastische Gruppe von 4 Enzmann 506 und einigen Sbarro und Rinspeed Konzeptstudien. Die gegenüberliegende Halle ist den Rennwagen gewidmet. Gleich am Eingang stehen wichtige Exponate: Seifenkistenautos, welche einst der Grundstein für Fredys große Leidenschaft waren. 1968 gründete er „Lista Racing“ und fuhr währen der 70er und 80er Jahre in der Formel V und Formel 2, dann in den 90ern in einem Lola Can-Am Wagen in der Interserie . Ab 1995 erwarb er einen Ferrari 333SP und fuhr die European Sportscar- und IMSA GT Meisterschaft und gewann die 24 Stunden von Zolder. Ab 1999 dann American Le Mans Serie, ab 2002 Rolex Sports Car Serie und gewann 2002 das 24 Stundenrennen von Daytona. Das Untergeschoss ist hauptsächlich den englischen und amerikanischen Sportwagen gewidmet. Corvette, C1, Ford GT, Thunderbird, Jaguar E-Type, Cobra oder ein AC Ace Bristol BEX 453, der einst der Schlager Ikone Peter Kraus gehörte… wunderbare Autos und wunderbare Geschichten. Draußen ist es inzwischen dunkel geworden und ich muss los. Im Foyer wird eifrig ein Empfang vorbereitet, eine kleine Gruppe kommt herein und wird vom Guide in die Besonderheiten einiger Ausstellungsstücke eingeweiht. Motorhauben und Türen werden geöffnet und man darf sich auch mal reinsetzten. Die Begeisterung ist zu spüren…
Herzlichen Dank an Herrn Soppelsa und Frau Würms von der autobau AG, das ich die Sammlung außerhalb der Öffnungszeiten besuchen durfte. Es war mir ein außergewöhnliches Vergnügen.
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