Paris Motor Show 2018

Seit 120 Jahren gibt es den Auto Salon in Paris nun schon. Inzwischen hat sich die Welt jedoch ein wenig auf den Kopf gestellt und man sollte das Konzept der Automesse neu überdenken, sonst wird es zum Auslaufmodell und ist in zwei Jahren weg vom Fenster. Das ist zumindest mein Eindruck, wenn ich so über das Ausstellungsgelände an der Porte de Versailles laufe. Vor zwei Jahren war es schon etwas mau und nun klaffen grosse Lücken und Löcher auf den Flächen der Messehallen und bezeugen die Abstinenz vieler Hersteller.

Allen voran VW, aber auch Opel hätte man einen Stand in der neuen Heimat gönnen können. Ford, Mazda, Nissan, Infiniti, Bentley, Subaru oder Alfa Romeo fehlen und die Exoten wie Aston Martin, Lotus oder Lamborghini werden auf einen mittelprächtigen Händler-Stand geschoben. Warum sollte man als Besucher also 18 Euro bezahlen? Ich weiss es nicht.

Einige Lücken wurden mit chinesischen Marken aufgefüllt. Die sind im kommen- sagt man. Dabei sind sie schon längst unter uns. Nicht als unsichtbare Ausserirdische, sondern in grosser Anzahl als Besucher, die alles fotografieren und dokumentieren. Und dass nicht mehr wie führer, um es dann nachzubauen. Nein, um sich zu versichern, dass die alte Welt schon längst den Anschluss an das sich mit rasender Geschwindigkeit entwickelnde Reich der Mitte verloren hat. Die Digitalisierung und Elektrifizierung des Landes ist in vollem Gange, Stinker verboten, feste E-Auto-Quoten eingeführt. Während in Deutschland die Autoindustrie der Politik beim Dieselskandal und Schummelsoftware auf der Nase herumtanzt, werden im autoritären China Nägel mit Köpfen gemacht. Die Zukunft wird staatlich verordnet, die Bürger im Sozialpunktesystem überwacht und zur Modernisierung gezwungen, aeehhh motiviert und so das Land voran gebracht. Alte Welt trifft neue Welt. Aber bis einer gewinnt oder uns das alles um die Ohren fliegt, gehen wir mal weiter über die Messe und schauen uns nach hübschen Sachen um.

Die Franzosen lassen sich ja hier nie lumpen und deshalb steht am Peugeot Stand ein interessantes Auto. Der e-Legend ist eine autonom und elektrisch fahrende Homage an das 504 Coupé. Kein Retro im herkömmlichen Sinn, sondern ultramodern in der Anmutung.  Filigranes Dach, kleine Räder, türkis-pluschiges Interior. Das alles hat sehr viel Geschmack und gefällt. Renault geht es etwas radikaler an und vollendet die EZ-Serie mit dem “Ultimo”, einem luxuriösen Cocoon, in dem man sich vom Hotel Ritz zum Flughafen kutschieren lassen könnte. Man geniesst das gediegene Ambiente aus Marmor, Messing, Holz und Leder, während man durch die Facettenfenster hinaus, aber nicht hinein schauen kann. Am Ferrari-Stand sehen wir die beiden Geschwister Monza SP1 und SP”.  Sie sind die erste Kostprobe der neuen “Icona” Serie. Inspiriert durch die Barchetta Rennwägen der 50er Jahre, enstand ein puristisches Auto auf Basis des 812 Superfast, welches nun in Kleinserie an handverlesene Stammkunden verkauft wird. Als Ein-oder Zweisitzer.

Was wurde sonst noch präsentiert? Der neue BMW 3er, 8er, X5  und der Z4, der Tesla Modell 3, der Mercedes-Benz EQC, die neue B-Klasse, der AMG 35 und das GLE SUV. Ausserdem Das SEAT SUV Tarraco, Skoda Vision RS, Audi A1 Sportback, SQ2, Q3, Q8, A6 Avant, e-tron, Citroen DS3 Crossback, Kia e-Niro (oder De Niro??), Proceed und Ceed GT, Porsche Speedster Concept, Suzuki Jimny, Toyota Corolla oder die von Pininfarina eingekleideten vietnamesischen Vinfast SA 2.0 und A 2.0.  Also, auf nach Paris, solange es die Messe noch gibt.

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Autosalon Genf 2018 GIMS

Ein älterer Mann mit Krückstock und Hut kommt langsam und etwas humpelnd auf die Bühne des Renault Standes und steigt über die geöffnete Fronttür in das Konzept-Vehikel EZ-GO ein. Er scheint aus der alten Welt zu kommen – trägt einen analogen Fotoapparat um den Hals – stellt seinen Rollkoffer ab und setzt sich zu den anderen Passagieren.

EZ-GO ist eine 5,20 m lange Kapsel auf Rädern, welche in naher Zukunft als Auto und Service autonom durch die Innenstädte fahren könnte, um bis zu sechs Passagiere aufzunehmen. Es ist für Menschen, die entweder gefahren werden möchten oder müssen, auch mit Rollator, Kinderwagen oder Rollstuhl. Das Konzept präsentiert Chefdesigner Laurens van den Acker als erstes einer Reihe von Mobilitätsservices, welche im Laufe des Jahres folgen werden. Mehr als das Modell begeistert mich aber die Art der Präsentation. Fernab vom Marketinggeschwafel und hohlen Phrasen zu Rekordabsätzen und Segmentbestleistungen hört man eine Haltung heraus, die viel aussagt über die Marke und deren Glaubwürdigkeit, die z.B. Volkswagen durch den Abgasskandal komplett verloren hat und nun halbherzig zurückzuerlangen versucht. Kam mir bisher beim Gedanken an autonomes Fahren und den gezeigten Konzepten meist das Grauen, lässt mich diese Idee hoffen, dass die Zukunft der Mobilität in den ständig weiter wachsenden Städten möglich ist, wenngleich dafür freilich das Privatauto auf der Strecke bleiben muss und wird.

Was gibt’s denn sonst so? Bei Audi steht der neue A6. Viel interessanter ist jedoch der Messestand. Er ist einem Kinosaal nachempfunden, man sitzt bei der Präsentation in bequemem Gestühl, bekommt, Snacks, Getränke oder Eis gereicht und kann sich verschiedene Kurzfilme von Nachwuchs-Cineasten über das neue Modell anschauen. Die sind allesamt sehr unterhaltsam und hochprofessionell gemacht. Hut ab, Film ab! Deutschland hat Zukunft, zumindest im Filmgeschäft….

Die Lamborghini Fläche ist mit Urus und Hurracan Performante Spyder übersichtlich bestückt, jedoch fast genauso gross, wie die von Audi. Verkehrte Welt. Das fällt auch ein paar Meter weiter auf. Die durch Opels Nichterscheinen entstandene Lücke , hat kurzerhand Aston Martin gefüllt. Und die haben einiges hingestellt. Das Hypercar Valkyrie AMR, den neuen Formel 1 Renner, den neuen Vantage und den DB11. Der wahre Knaller steht aber im hinteren Teil, quasi etwas in einem als Atelier getarnten Raum versteckt: Das Lagonda Vision Concept. Die exzentrisch gestylte Raumflunder mit geradezu verschwederisch grossem und bequemen Innenraum. Demnächst kommt noch ein SUV und ein Coupe.

Bei den profaneren Marken geht es um Masse statt Klasse. VW kündigt an, für das Jahr 2020 insgesamt 19 SUV-Modelle im Programm zu haben, die 40% des Gesamtvolumens ausmachen. Na dann….Ausserdem geht die Elektrifizierung der Flotte voran. Ob es bei den 80 neuen Elektromodellen bis 2025 im Konzern und den anvisierten Stückzahlen belieben wird? Man kann nur hoffen, dass sie sich aussreichend Schürfrechte in der Heide gesichert haben, um an die seltenen Rohstoffe zu kommen, die in die Batterien wandern werden. Hyundai kommt mit dem „Fil Rouge“ an den Genfer See. Dieser rote Faden soll die neue Designsprache aufzeigen. Zum ersten Mal ist auch eine Rückbesinnung auf die Wurzeln des Hyundai Designs zu bemerken. Das von Giugiaro vor 44 Jahren gestaltete Pony Coupe ist bei der Pressekonferenz zu sehen! Dazu gesellen sich der Kona Elektro, der Nexo und der Santa Fe. Porsche zeigt den 911 GT irgendwas und die Studie zum Vollelektrischen „Mission E Cross Tourismo“, ein nicht unattraktives, aber störend banales, weiteres Mitglied der Mission E Familie. Bei Mercedes steht die neue A-Klasse und der runderneuerte C. Ausserdem das Mercedes-AMG GT4-Door Coupé, der AMG GT 63 S 4MATIC, der AMG E 53 4MATIC, der AMG 43 4MATIC T-Modell und der AMG G 63, bei dem das 4MATIC schon automatisch drin ist. BMW präsentiert den X4 und das 8er Grand Coupé als Studie, Peugeot den neuen schneidigen 508, Skoda den Vision X, Volvo den V60, Kia den Ceed, Ferrari den 488 Pista, Seat die neue überflüssige Marke Cupra, Tata einige interessante Konzepte und Bugatti den Chiron Sport, der alles besser kann als der normale Chiron und somit die bisherigen Kunden ganz schön in den Arsch kneift.

Es gibt noch viel mehr zu sehen, aber da müsst ihr schon selber auf die Messe oder euch bei den Kollegen informieren. Wir haben fertig für heute und suchen vielleicht noch nach weiteren Antworten auf die Frage, wie eine Autoindustrie in Zeiten, in der das Ansehen noch hinter dem des Bankenwesens und der Politik zurückgefallen ist wieder auf die Beine kommt. Nicht wirtschaftlich, sondern moralisch. Die Zahlen glänzen ja alle und die Kurven zeigen nach oben. Wir kommen ins Grübeln, wenn man sieht, dass Konzerne wie VW 20 Milliarden in die Elektroflotte investieren, ziemlich genauso viel, wie sie der Abgasskandal kosten wird. Was sonst hätte mir diesem Budget gemacht werden können? Vermutlich die Welt retten. “Finde das rechte Maß”, das schrieb schon vor langem der Benediktinermönch Anselm Grün in seinem Buch. Vielleicht eine gute Lektüre für so manchen Automanager…

Übrigens: alle Freunde von Marzal, Sibilo oder Testudo finden unsere Fotoreihen von der Bertone-Versteigerung 2011 hier und hier.

IAA Frankfurt 2017

Messerundgang auf der IAA

Wenn man Visionen hat, soll man zum Arzt gehen, mahnte einst Helmut Schmidt. Oder aber man stellt sie auf der IAA in Frankfurt aus. Und derer gab es eine ganze Menge!

Aber dieses Jahr begann die Automesse ganz anders als gewöhnlich. Auf der Pressekonferenz von BMW am frühen Morgen standen zunächst nicht die neuesten und tollsten Modelle der Marke im Vordergrund, sondern der Aufsichtsratsvorsitzende Harald Krüger setzte sich mit dem Autor und Journalisten Hayo Schumacher einsam auf die Bühne und ließ sich von diesem befragen. Nichts war abgesprochen und sollte unangesprochen bleiben. Auch die bösen Worte vom Diesel Skandal, Kartell, und Manipulation wurden nicht ausgespart. Es wurde über sein erstes Auto (ein Opel Kadett) und die Oligarchenbräute in Berlin, die mit ihren dicken SUV herumfahren geplaudert, querbeet halt.  Zwar wich  er auf die Frage -in Anspielung auf seinen Schwächeanfall von vor zwei Jahren- was „die Grätsche auf der Bühne mit ihm gemacht hat“ aus, er schlug sich aber recht wacker und betonte stets die weiße Weste von BMW. Das Interview sagt jedoch viel aus über die Lage der Branche, die enormes Vertrauen verspielt hat (und es noch immer tut). Krüger hielt es offensichtlich für nötig, sich öffentlich und auf großer Bühne zu rechtfertigen. Respekt!

Danach kam der bunte Teil und es rollten die Neuheiten auf die Bühne. Der i3s, Mini Electric und das viertürige Elektrocoupe i-Vision Dynamics. Mit 600km Reichweite und 200km/h will man sich eine Waffe gegen Tesla schnitzen. Wann, das bleibt offen, aber die Elektromobilität hat bei BMW oberste Priorität, so wird versichert. Auch am Stand stehen der klobige X7 iPerformance und die beiden Studien Concept Z4 und 8-Series, die wie aus dem Ei gepellt dastehen und hoffentlich so in Serie gehen! Messerscharfe Dinger!

Bei Opel spricht man französisch, zumindest ganz kurz am Anfang der Produktpräsentation, um die neuen Besitzer gnädig zu stimmen. Neu ist der Grandland X für die Freunde des „gepflegten Countrystyles, ein weiteres Mitglied der x-Familie (huch, heißt das nicht bei BMW genauso???). Das Segment boomt leider immer noch und so stehen derlei Autos an jeder Ecke und bei allen Herstellern. Bei Skoda heißt er Karoq, bei Seat Arona, bei VW T-ROC bei Hyundai Kona, bei Kia Stonic, Bei Ford Ecosport oder bei Citroen C3 Aircross. Und dann noch die von den Chinesen! Wie viele davon verträgt die Welt noch?

Bei VW wird der Abgasskandal komplett unter den Teppich gekehrt. Man will nach vorne schauen und präsentiert ein weiteres Mitglied der zukünftigen Elektroautoflotte. Den I.D.CROZZ II, ein E-SUV-Coupe! Alle basieren auf dem Elektrobaukasten, bei dem die Batterie wie eine Tafel Schokolade im Wagenboden untergebrachte ist. Beim Konzernnachbarn Audi wird ebenso an der elektrischen Zukunft gefeilt. Freilich einige Segmente höher und mit endlich mehr Schmiss in der Form. Das Rumgelutsche auf der alten Linie hat ein Ende. Stolze 5,44m ist die Studie AIRCON lang und überragt so den daneben uralt wirkenden (neuen) A8 um ein ganzes Stück. Gefahren wird ohne Lenkrad und Pedale, von Geiserhand sozusagen und das bis zu 800 Kilometer weit mit einer Feststoffbatterie. Innen herrscht Wohnzimmeratmosphäre und so manch ein Passagier konnte sich wünschen, noch eine Extrastunde im Stau zu stehen, weil er es nicht mal zu Hause so schön hat.

Viel los war am Stand von Borgward, deren neues Fahrzeug schon lang ersehnt wurde. Und es kam in Form einer etwas mit zu vielen Linien und Farbwechseln überzogenen coupéhaften Limousine mit Namen Isabella. Mit einer Prise Renault Alpine an der Front, Türen nach bester Showcar-Manier und Elektroantrieb zeigt er, wohin die Reise der deutschen Traditionsmarke geht.

Und die Sportwagenhersteller??? Bei Lamborghini ist die Neuigkeit, dass die Neuigkeit (der SUV) erst am 4.Dezember präsentiert wird, bei Ferrari ist es der Portofino, der den California T ersetzt, bei Bentley steht die dritte Generation des Continental GT und Porsche besinnt sich zurück auf den RS der 70er, indem sie dem 911 GT3 ein Touring Paket spendiert. Für die Kenner mit Understatement.

Renault hat sich dieses Jahr was ganz besonderes ausgedacht. Dem futuristischen Fahrzeug SYMBIOZ wird gleich ein ganzes Haus drumrum gebaut. Man parkt direkt im Wohnzimmer, oder fährt wahlweise mit dem Aufzug aufs Dach. Renault zeigt in seiner Vision für das Jahr 2030 wie sich autonome, vernetzte und elektrische Mobilität in den Alltag einbinden lassen.

Und so wurden auch dieses Jahr auf der IAA wieder viele Fragen beantwortet und auch viele Antworten gegeben zu Fragen, die niemand gestellt hat. Wie die Zukunft werden wird, wissen wir auch nicht. Es scheint aber ein Wettrüsten unter den Herstellern begonnen zu haben, bei dem alles ins Auto reingepackt wird was geht. Ein Smartphone auf Rädern. In den 60er Jahren träumten die Designer von fliegenden Autos. Sie sind nie Realität geworden…

IAA

Autosalon Genf 2017

Von der mauen Stimmung des Pariser Autosalons im letzen Herbst war diese Woche in Genf nichts zu spüren. Es gab jede Menge Neuheiten und gut besucht war die Messe auch. Mercedes feiert 50 Jahre AMG und zeigt den vor Kraft nur so strotzenden AMG GT Concept,  Alpine präsentiert nun endlich die Serienversion des A110, Audi den recht gut gelungenen Q8 Sport Concept, welcher 2018 in Serien gehen wird, dazu noch den A5 g-Tron , der mit Gas aus hauseigener Produktion (in Werlte) angetrieben wird und das RS5 Coupe. Bei VW ersetzt der Arteon den CC,  Konzernschwester Bentley zeigt das rein elektrisch betriebene EXP 12 Cabrio,  Porsche den Panamera Turbo Sport Turismo und den 911 GT3. Bei Itasldesign hat man die neue Sparte „Automobili Speciali“ gegründet, verpasst dem Audi R8 ein neues, radikales Kleid und verkauft ihn als ZeroUno in einer Kleinserie von fünf Exemplaren. Des Weiteren entstand ein lustiges Flugauto. In Kooperation mit Airbus wurde der Pop Up entwickelt. Er besteht aus einer autonom fahrenden Basis mit einer Passagierkapsel, die bei Stau von einer Drohne abgeholt werden kann und so über den Verkehr hinwegschwebt. Pininfarina hat im Auftrag der Hybrid Kinetic Group aus Hongkong eine Elektro- Limousine mit Namen H600 gezeichnet und gesellt ihm einen echten Traumwagen dazu. Und zwar den von Rennfahrer Emerson Fittipaldi, der sichtlich gerührt und voller Stolz das Projekt erklärt. Der knapp 1000kg leichte Karbonflitzer wird in einer Serie von 39 Exemplaren gebaut. Eines für jeden seiner Siege.

Was viel uns noch ins Auge? Auf jeden Fall der kleine Honda NEUV, ein Zweisitzer im Smart Format. Er fährt elektrisch und autonom und bietet dank einer umlaufenden Panorama Windschutzscheibe hervorragende Außensicht. Auch der Kia Stinger hat uns gut gefallen, ebenso der Volvo XC60, der Land Rover Velar, der Jaguar I-Pace Concept, der Ferrari 812 Superfast oder der kleine Tata Tamo.

Nicht ganz so frisch erschienen und das Hyundai FE Fuell Cell Concept. Charakterlose Front, zusammengewürfelte Designthemen und  dazu ein schlumpfblaues Interior. Da haben wir schon ganz andere Kracher aus Korea gesehen! Auch der Citroen DS7 ist eher in die Hose gegangen. Er soll er gegen Audi Q5 oder BMW X3 antreten und kommt nächstes Jahr zu den Kunden. Der dritte Flop ist der Alfa Romeo Stelvio. Ebenfalls ein SUV und genauso überflüssig.

Ein ganz besonderes Highlight war der Stand von Monteverdi. Zum 50 jährigen Jubiläum wurden einige der schönsten Modelle ausgestellt. Da lohnt sich die Reise zum Autosalon nach Genf, der übrigens jetzt „gims.swiss“ heisst…Geneva International Motor Show.

Geneva International Motor Show 2017

 

Paris Motor Show 2016

Liberté, Égalité, e-Mobilité

Mutti Merkel könnte stolz sein, denn die Sache mit der Elektromobilität kommt endlich Schwung. Auf dem Pariser Autosalon kann man dieser Tage davon überzeugen. Allen voran scheint sich Volkswagen – gebeutelt von Abgasskandal und Personalrochaden oder –verlust – neu erfinden zu wollen. Die Ausstellungsstücke sind in unschuldigem weiß gehalten, es prangen Slogans wie „We are more than a car“ oder Thinking New“ von den Wänden des Messestandes und man will elektrisch und vernetzt gegen Tesla und Co angehen. Genauer gesagt sieht man für 2020 den Durchbruch für das Elektroauto und bastelt an einer ganzen Flotte von Modellen, die dann bis 2025 millionenfach auf den Strassen rollen sollen und auf dem Modularen Elektrizitätsbaukasten MEB aufbauen. Den Anfang soll der I.D. machen, ein Fünfsitzer, der auf den Aussenmaßen eines Golfs den Innenraum eines Passats bietet.

Bei Mercedes-Benz sieht man die Sache mit dem Elektroantrieb sehr ähnlich. Firmenlenker Zetsche gibt sich mit Jeans und Turnschuhen betont leger, als der die Präsentation unter dem Titel „ Liberté, Égalité, e-Mobilité“ abhält. Man sei in der Vergangenheit mit dem Thema etwas schüchtern umgegangen, nun aber folgt die Öko-Angriffswelle, an deren Ende im Jahre 2025 zehn vollelektrische Modelle stehen sollen, die einen Anteil von 15-20% der gesamten Flotte ausmachen werden. Den Anfang macht die seriennahe Studie Generation EQ, die auf dem GLC basiert. Äußerlich wurde dieser etwas geglättet und mit blauen Leuchtgrafiken versehen. Darüber hinaus will man einen neuen Carsharing-Service an den Start bringen. Privatpersonen sollen dann ihren geleasten Mercedes an andere verleihen können, um etwas dazuzuverdienen. Ganz schwäbisch also.

Was einige Hersteller  für in ein paar Jahren versprechen kann man freilich woanders schon heute kaufen. Opel zeigt mit dem Ampera-e ein kompaktes Elektroauto mit Platz für fünf Personen und einer Reichweite von mehr als 500 Kilometern. Und Renault rüstet den schon seit Jahren gebauten Zoë auf und lässt ihn mit einer Batterieladung 400 Kilometer weit fahren.

Citroen zeigt den gut gelungenen C3 und die Studie CXperience mit zitrusgelbem Interior, der ein Nachfolger für den C5 sein könnte. Darüber hinaus hat PSA die neue Dachmarke „Free2Move“ für Mobilitätsdienste gegründet, unter der künftig das gesamte Angebot für vernetzte Dienste und Mobilität gebündelt wird. Man ist eine Partnerschaft mit 15 Organisationen und Start-ups eingegangen, um „nachhaltige, sichere und vernetzte Mobilitätslösungen anzubieten“.

Unter den insgesamt 65 Weltpremieren waren auch der neue Nissan Micra, der in die fünfte Generation geht, der Skoda Kodiaq, der mit einem Einstiegspreis von 24490 Euro nicht nur Audi die Hölle heiß machen könnte. Die Ingolstädter präsentieren den schon jetzt uralt aussehenden Q5. Nicht viel frischer sind der neue Kia Rio und der Hyundai i30. Da waren die Vorgänger deutlich schicker. Land Rover hat den neuen Discovery, Ferrari den La Ferrari Aperta, BMW eine X2 Studie und und und…

Das Highlight und ein wenig Ablenkung vom Auto-Alltag stand aber bei Renault und heißt TreZor. Schon die gesamte Renault Pressekonferenz war wieder sehr gelungen. Ein kleines Mädchen schlendert über den riesigen Messestand, greift schließlich nach einer der von der Decke hängenden Kugeln und startet die Show, an deren Ende sich der riesige Ring erhebt und den Blick auf den nur 1,08m hohen Elektro-Konzeptwagen frei gibt. Unter der klassischen Proportion verbergen sich allerlei futuristische Details. Das Dach klappt nach oben weg und gibt den Einstieg frei, die Rückleuchten sind aus laserbeflammten Glühfäden, Lüftungsklappen auf der Haube öffnen sich wie Kiemen und lassen das Auto atmen. Zur glatten Anmutung der Fronpartie bilden die mit einem hexagonalen Muster überzogenen Flächen einen spannungsvollen Kontrast.

Trotz der vielen Neuheiten, gab es wenig Neues. Oft hörte ich, es seien so wenig Besucher hier. Manche Hersteller wirken recht verloren oder verwalten den Stillstand. Einige haben sich erst garnicht auf der Messe blicken lassen. Ford, Volvo, Lamborghini, Bentley, Mazda oder Rolls-Royce scheint ein Messeauftritt in Paris nicht nicht mehr rentabel und sie suchen sich andere Formate, um ihre Neuheiten an die Kunden zu bringen. Vielmehr als um einzelne Modelle, geht es darum mit Marketingphrasen und schön klingenden Versprechungen die Kundschaft bei Laune zu halten und Ihnen auch weiterhin den Traum vom Auto zu verkaufen. Car-to-X, Shared Mobility Services, connectivity, P-to-P Carsharing, Live Traffic, In Car Office…Wie sagte Sergio Marchionne neulich in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung: “Diese Industrie ist wieder einmal am Scheideweg. Niemand hat eine Patentlösung. Jeder kämpft um den Zugang zu zukunftsweisenden Technologien. Das Auto ist das neue interaktive Medium zwischen alter und neuer Welt. Jetzt gilt es, schnell zu sein und die richtigen Entscheidungen zu treffen.”

Ein sehr schönes “Stimmungsbild” kann man auch bei unseren Kollegen von “radical” lesen.

Paris Motor Show

Autosalon Genf 2016

Messerundgang

Nein, auf die Alpine von Renault müssen wir noch etwas warten. In Genf, wo in diesen Tagen der 86. Internationale Autosalon stattfindet, ist nichts davon zu sehen. Schade, aber wir trösten und mir anderen automobilen Highlights und Schmuckstücken. Schon vor 8:00h finden die ersten Pressekonferenzen statt. Die Hallen sind zwar noch recht leer und die meisten Neuigkeiten noch abgedeckt, aber einer muss ja den Anfang machen. In diesem Fall ist es BMW, die dem Urahnen 2002 Turbo den neuen M2 zur Seite stellen. „M“ in its purest form“ heißt es und der kleine Racker spurtet in 4,3 Sekunden auf 100. Noch mehr „M“ gibt es in der großen Klasse. Der M760Li ist das neue Topmodell und neben ihm sieht der altehrwürdige 750i von 1987 arg schmalbrüstig aus. Kinder, wie die Zeit vergeht… die vergeht auch schnell beim Messerundgang, also los:

VW darf um 8:05h seine Werbebotschaften unter die Journalistenschar streuen. Erstaunlich viel Sicherheitspersonal säumt die Bühne (und versperrt die Sicht auf dieselbige). Wohl nicht ohne Grund, denn ein als „Mechaniker“ getarnter Demonstrant mischt sich in die Präsentation des neuen Up und will diesen „reparieren“! Kurzerhand und schmerzlos wird er abgeführt und die Show kann weitergehen. Der besagte Up wurde „nachgeschärft“. Ein Facelift also und ich komme auf die Idee mal eine Runde „Marketingphrasen-Bingo“ zu spielen. Es scheint, als hätte man bei VW immer besonders schnell sein Kärtchen voll! :) Ihn gibt es als „beatsaudio“ Sondermodell mit 300 Watt auf den Ohren. Auch neu ist der Golf GTI Clubsport mit 265 PS, bei Kickdown sogar 290. Pfiffig gemacht ist das summer-green metallic lackierte Konzept „T-Cross Breeze“, ein kleines SUV Cabrio, welches (dann mit Dach) so ähnlich in Serie gehen soll. Im Übrigen erfahren wir, dass im Zuge des Abgasskandals der Konzern personell wie organisatorisch neu aufgestellt werde. Man will sich mit Elektromobilität für die Zukunft rüsten und so wohl zur Konkurrenz aufschließen, die diese schon seit Jahren anbieten.

Bei Audi führt die sympathische Mirjam Weichselbraun voller Elan durchs Programm und nach einigem Spektakel kommt der neue Q2 herangerollt. Er soll die jungen Kunden ansprechen und ein urbanes Lebensgefühl versprühen. Alles kann er, ist superschnell im Internet, bremst und parkt selbstständig, und übernimmt im Stau auch mal das Fahren. Leider sieht er nicht so dolle aus. Reichlich bockig wirkt er und ein klares Designthema will sich mir bei all den Linien nicht erschließen. Zig Kanten säumen die Radläufe, die dennoch optisch nicht hervortreten wollen. Das Heck mit den Polo-ähnlichen Leuchten ist noch die beste Ansicht. Billig und viel zu groß  wirken die farbigen Plastikteile, die auf der C-Säule sitzen. Das würden ja nicht mal mehr die Japaner so machen. Schnell weiter zu Porsche.

Dort röhren die Motoren. Es wird der 4-Zylinder, der im neuen 718 steckt gepriesen und es gibt eine Neuauflage des 911 R von 1967. Puristisch, kompromisslos „Racing“! 500 PS und 1370 kg dank Karbon, Magnesium und Titan machen ihn zum leichtesten 911 im Programm. 991 Exemplare wird es für 991 glückliche Kunden geben. Dreimal so stark ist der Bugatti Chiron, dessen Serienversion nun endlich zu sehen ist. Ob er in die Fußstapfen des 10 Jahre lang gebauten Veyron treten kann, wird die Zeit zeigen. Der Preis liegt bei 2,4 Millionen, netto. Eigentlich ein Schnäppchen, wenn man bedenkt , dass VW schon bei jedem gebauten Veyron 4,7 Millionen Euro draufgezahlt hat. Lamborghini feiert mit dem Modell Centenario den 100. Geburtstag des Firmengründers Ferruccio. Dieser würde sich beim Anblick der 770 PS starken Flunder freilich im Grabe rumdrehen. Durch zahlreiche Anbauteile zerklüftet ist keine Form mehr erkennbar. Der Roboterstyle gefiel mir schon am Veneno nicht und lassen Huracán und Aventador umso besser ausschauen.

Weitere Sportwagen Novitäten stehen in Halle 5: Aston Martin zeigt und den DB11. Der ersetzt den DB9 und ist vor allem im Innenraum gewachsen. Hinten passen sogar Isofix Kindersitze rein. Da kann James Bond ja mal an Nachwuchs denken. Auch bei den Italienern müssen die Bambini nicht zu Hause bleiben. Der Ferrari GTC4 Lusso bietet platz für vier, hat Allradlenkung, Vierradantrieb und ist somit die perfekte Ganzjahres-Familienkutsche. Oder man geht gleich zu Maserati und sitzt im Levante probe. Das ist ein SUV und für 88000 Euro kann man sogar ins gröbere Gelände. Designhighlights entdecke ich bei Mazda. Die Studie RX-Vision sieht betörend gut aus und soll den Wankelmotor wieder aufleben lassen. Sinnlich weich ist die Form, kein Gramm Fett, perfekte Proportion und einen Farbton zum Verlieben. Auch die Opel GT-Studie ist interessant. Winzig klein und schon ein Auto! Vergleichbar vielleicht mit dem Smart Roadster. Der Flitzer soll an den alten GT erinnern, zitiert ihn aber nicht, sondern kommt mit einem völlig neuen Look daher. Tiefe Front, kleinen Leuchten. Auf Überflüssiges wie Spiegel, Türgriff oder die ein oder andere Fuge wurde gleich ganz verzichtet. Auch die Seitenscheiben sind nicht als solche zu erkennen, sondern sind mit einer einseitig beschichteten Folie bezogen und gehen optisch in die Karosserie über.Ein rotes Band schmückt die Seite. Schick und Schön. Auch nicht schlecht ist der Skoda Vision S. Die tschechische Marke hat ihre Richtung gefunden und verfolgt sie konsequent. Fast könnte man meinen, sie nimmt dem Mutterkonzern VW die Butter vom Brot. Der Siebensitzer ist 4,70m lang, scharfe Kanten spannen sich über die ganze Länge, strecken und gliedern das Auto gekonnt. Der hundenasige Kühlergrill ist bullig, die Leuchten gruppieren sich drumrum. Alles passt und auch die eine oder andere schiefe Linie stört das Gesamtbild nicht, im Gegenteil, es schafft Charakter. Schräg gegenüber am Stand von Italdesign steht ein orangenes Fahrzeug. Der GT Zero ist ein viersitziger Flügeltürer mit elektrischem Antrieb und würde wohl gerne ein Lamborghini sein. Das Heck ist allererste Sahne und irgendwie weckt es auch Erinnerungen an Bertone, denen ein solcher Entwurf auch zuzutrauen gewesen wäre. Nicht nur wegen der Farbe.

Nach zehn Stunden Rundgang bleiben viele Eindrücke im Kopf. Ein kleines Auto aber hat einen Besonderen hinterlassen. Es ist der neue Renault Scenic! Er ist ausserordentlich gut gelungen, steht auf seinen 20 Zoll Felgen da wie eine eins und erinnert vom Charakter her und in einigen Details an die 2011 an selber Stelle vorgestellte Studie R-Space. Damit haben die Franzosen eine wirklich schnieke Modellpalette am Start und könnten eigentlich mal ein bisschen Pause machen. Aber der Pariser Autosalon steht ja schon vor der Tür. Nach der Messe ist vor der Messe. Bis denne…

Autosalon Genf

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Essen Motor Show 2015

Jede Menge Action und heiße Waren kann man noch bis zum Wochenende auf dem PS Spektakel der Essen Motor Show erleben. Die Bandbreite ist groß und führt von Tuning und Hot Rods über Motorsport hin zu Classic Cars. Es gibt eine Sonderausstellung zum 65. Geburtstag der Formel 1 Weltmeisterschaft mit Rennwagen aus allen Epochen. Am Start stehen Benetton , BMW, Cooper, Ferrari, Jordan, Lotus, March, Maserati, Red Bull, Renault und Williams. Sie zeigen die Entwicklung vom Boliden mit Frontmotor der 50er Jahre hin zur modernen Monocoque-Bauweise gefertigten Heckmotorkonzepten mit verschiedenen Mortoerkonfigurationen. Eine Sonderschau zum Thema Design zeigt  Einzelstücken von Zagato, Citroën, Italdesign, Sbarro, Rinspeed oder IED und eine Weitere anlässlich des neuen James Bond Films. BMW gibt schon mal einen Ausblick auf das 100 jährige Firmenjubiläum mit einigen Ikonen der Marke, die zusammen beim Messe-Veranstalter S.I.H.A in Halle 1 stehen. Gerade halb so alt ist die Marke Alpina, die einen B6 2,8 und einen B7 S Turbo von 1982 am Stand stehen haben. Letzterer ist einer von nur 30 gebauten Exemplaren und krönender Abschluss der 6er Baureihe E24. Ebenfalls hier befindet sich der „Classic & Prestige Salon”, ein Handelsplatz wo mehr als 250 Old- und Youngtimer zum Verkauf angeboten werden. Hier oder einer der anderen Hallen findet bestimmt jeder Fan seinen Traumwagen!

Essen Motor Show

IAA Frankfurt 2015

Messerundgang

Frankfurt, IAA, viele Premieren, viele Hallen, viel zu Schauen. Bei BMW geht es los, der neue 7er steht im Rampenlicht. Firmen-Chef Harald Krüger bei der Pressekonferenz auch und erleidet nach wenigen Minuten eine Kreislaufschwäche und kippt um. Nichts Schlimmes, aber nach kurzer Ratlosigkeit wird die Präsentation abgesagt und auf später verschoben. Ich nehme den Shuttle und mache mich auf zum anderen Ende des riesigen Messegeländes. Besser gut gefahren, als gut gelaufen. Der Tag ist ja noch lang. Um 9:30h beginnt dann der bombastische Auftritt von Mercedes-Benz in der Festhalle. Die Schwaben haben allerlei neue Modelle mitgebracht und schieben sie nach und nach auf die Bühne, jeweils begleitet von Live-Musik, riesigen Bildprojektionen oder fliegenden Kugel-Drohnen. Das neue C-Klasse Coupe, das Smart Cabrio und das S-Klasse Cabriolet. Besonders stolz ist man auf das Concept IAA (Intelligent Aerodynamic Automobile), ein viertüriger Aerodynamik-Weltmeister. Durch bewegliche Anbauteile verbessert sich der cw-Wert ab einer Geschwindigkeit von 80km/h von 0,25 auf 0,19. Weltrekord! Das mit nur 10 Monaten am schnellsten entwickelte Mercedes Concept Car EVER! Stilistisch erinnert das Heck mit seiner Abrisskante und den Lamellen entfernt an den Jaguar XK220 aus den frühen 90er Jahren. Auch scheinen sich die Designer bei einigen extravaganten Details und der extrem runde Formensprache, die wir schon am Concept F015 und dem Mercedes Vision Gran Tourismo sehen konnten, von den Renault Konzepten Ondelios (2008) oder Dezir (2010) inspiriert zu haben. Der frische Formen-Wind steht dem Schwaben aber ausgesprochen gut und bringt die Marke stilistisch voran.

Einen ähnlichen Weg geht Porsche und reduziert die Form seines Concept Mission E konsequent auf das Wesentliche und überträgt die Design-DNA des 911 in die Zukunft. Der rein elektrisch betriebene Viertürer wirkt extrem kompakt und soll für 250 km/h und eine Reichweite von 500km gut sein. In 5 Jahren wäre die Technologie evtl. so weit…wartens wirs ab. Das krasse Gegenteil ist der Bugatti Vision Gran Tourismo, der für das gleichnamige Videospiel entworfen wurde und den so Millionen von Fans fahren können. Gespickt mit schönen Details möchte man ihm trotzdem das Spoiler-Lametta vom Baum nehmen um die pure Form zu sehen und einen Ausblick auf das künftige Design der Marke zu erhaschen. Bei Bentley steht das Riesen SUV Bentayga und wird den russischen, saudiarabischen oder chinesischen Kunden sicher gut gefallen. Wenn nicht, kann man bei Jaguar zum F-Pace greifen oder sich etwas einschränken und den zwei Nummern kleineren, ebenfalls neuen VW Tiguan nehmen. Opel setzt alles auf den neuen Astra und Renault zeigt den etwas dicknasigen Megane. Kia den knuffigen Sportage, Alfa Romeo die Giulia, der etwas Feinschliff und Liebe fehlt. Der teigigen Außenhaut fehlt Schärfe und Präzision, die eine oder andere Kante hätte ihr gut zu Gesicht gestanden. Das Interior ist dafür umso besser gelungen. Bei der eingeschlafene Marke Borgward stehen sehr viele Besucher und der Hoffnungsträger namens BX-7 am Stand. Man muss sich schon fragen, wer oder warum man das Ding kaufen sollte. Das Geld für das Projekt kommt aus China und dort werden wohl auch die Kunden sein. Grosse Stückzahlen dürften für Europa nicht zu erwarten sein.

Showcar-mässig gab es einiges zu sehen, allen voran bei den Japanern. Gut gefallen hat mir das extrem schnittige Crossover-SUV Konzept Koeru, das man sich so auch in Serie vorstellen könnte. Etwas extravaganter und mit allerlei Gimmicks,  Zweifarblackierung und Flügeltüren kommt der Nissan Gripz daher. Ähnlich extrem geschneidert wurde der Toyota C-HR. Alles erscheint ungewöhnlich, Hohe Front, auf ein Minimum reduzierte Fensterfläche, schräge Heckscheibe, schlitzförmige Scheinwerfer, abgehacktes Heck mit aufgesetzten Leuchten. Wie schon Bugatti zeigt auch Hyundai einen Vorschlag für das Videospiel Gran Tourismo mit Namen N 2025. Das rein elektrische Fahrzeug ist noch im Konzeptstadium und ebnet den Weg für die neue „N“ (Namyang)- Sub Marke, die -ähnlich wie AMG bei Mercedes- den Performance Bereich abdecken soll. Die meiste Frische versprühte jedoch Citroen. Der Aircross wurde zwar schon in Shanghai gezeigte und hat nur Europapremiere, er ist jedoch ein opischer Augenschmaus. Stark aber nicht aggressiv steht er auf den riesigen Rädern, ultramodern wirkt der mit geometrischen Formen strukturierte Innenraum, der mit weißem Leder, grauem Filz und orange-bunten Strick-Stoffen ausgelegt ist. Gleich daneben ist der Cactus M der Hauptdarsteller in der Produktpräsentation. Sommerlich bekleidete Jungs und Mädels singen oder hüpfen um das vom kultigen Plastikauto Mehari inspirierte Fahrzeug und erklären die Funktionen. Hit ist das aufblasbare Zelt, welches sich ans Heck anschliesst. Mag der Vergleich zum Mehari aufgrund der schieren Größe des Cactus etwas hinken, so ist doch die Leichtigkeit und Unbeschwertheit des Konzepts und des gesamten Markenauftritts sehr wohltuend und unterscheidet sich gänzlich von dem aller anderen. So mit guter Laune, Farbe und Sonne aufgeladen, können wir beruhigt in die kalte Jahreszeit gehen…

IAA

Automessen bei formfreu.de

Autosalon Genf 2015

Messerundgang

Noch bis zum nächsten Wochenende sind auf dem Genfer Autosalon die Neuheiten der Branche zu sehen. Selten gibt es so viel Sportliches zu sehen. Am Dienstag öffneten die Pforten für Journalisten, die gleich um 8:00h vom Gebrüll des neuen Mercedes-AMG GT3 wachgerüttelt wurden, der hinter der Bühne zündete und alsdann auf die Bühne rollte. Was für ein Brett! „Mercedes is hungry“ sagt der Chef Zetsche und schiebt noch gleich den neuen GLE, den Concept V-ision und den Mercedes-Maybach S600 nach. Nicht ohne die 6,50m Langversion zu vergessen, außerdem 30 Jahre 4-Matic zu rühmen, einen Einspieler zu den sonstigen Neuheiten zu zeigen und eine Beatles Band aufspielen zu lassen.

Weiter geht’s bei BMW. Die hatten dieselbe Idee mit dem lauten Motorenanlassen. Hier aber ist es das M4 Coupe als Version des Safety Cars für die Moto GP Serie, welches auf die Bühne fährt. Dazu gibt’s den neuen 1er und den 2er als Wurst, äeh Siebensitzer mit bis zu fünf Kindersitzen für die Großfamilie. Freude am Fahren für Kind und Kegel! Zurück zur Sportlichkeit: Ford hat den ganzen Messestand aufgeräumt und nur eine große Kreisbahn übrig gelassen, auf der der neue GT neben einigen seiner Urahnen, sowie Mustangs, Focus RS und Sierra Cothworth seine Runden drehte. Ferrari zeigt den neuen 488GTB, Pininfarina einen der 6 schon verkauften Ferrari Sergio, Lamborghini den Aventador LP750-4 SV, Porsche den neuen 911 GT3 RS und den Cayman GT4, McLaren den 675LT, Carozzeria Touring den Superleggera Berlinetta Lusso auf Ferrari F12 Basis, James Glickenhaus seinen Rennwagen 003C und die Straßenversion 003S, und Audi den etwas laschen R8. Schade um das schöne Entwicklungsgeld.

PS-gefüllte Wundertüten in Form von Conceptcars bescherte Aston Martin mit dem Crossover DBX und dem Carbon-Renner Vulcan mit über 800 Pferden. Bentley hat den Continental GT geschrumpft und wildert nun im stilistischen Revier von Aston Martin und Jaguar F-Type. Der zweisitzige EXP 10 Speed 6 ist sowohl aussen als auch innen ziemlich gut gelungen, vielleicht ist der Grill etwas sehr eckig… Im vergleichsweise Brot und Butter-Segment zeigt Mazda den knackigen CX3, Skoda den superben Superb, Renault den rundgelutschten Kadjar, Kia den Sportspace, Opel stellt dem Adam nun endlich den Bruder Karl zur Seite, Seat hat den den #20v20 auf dem Messestand, ein Tiguan-Pendant in Eckig und VW zeigt mit dem Sport Coupe Concept GTE wo die Marke sich formal hinbewegt. Die Front hätte es dabei durchaus verdient, sich auch auf anderen Modellen wiederzufinden.

Was gibt’s sonst noch? Auffällig war der starke Auftritt der japanischen Marken. Mutiges, durchweg kurviges Design mit reichlich Schmelz und Fantasie bildet einen guten Gegenpol zum Rest der Welt. Infiniti QX 30 und der Q60 Concept, Nissan Sway, Suzuki ik.2, Mitsubishi Concept XR-PHEV II, Lexus LF-SA oder LF-C2. Nicht ganz so kurvig und damit eine Ausnahme der knuffige Mini Allradler Suzuki iM-4, einem meiner Messe-Highlights! Borgward kehrt nach 54 Jahren Messe Abstinenz wieder zurück. Leider müssen wir für das neue Modell bis Frankfurt warten und derweil mit dem alten Isabella Coupé vorlieb nehmen. Das Highlight am Stand ist also ein Glas Sekt und der 85-jährige Werbepartner Stirling Moss, der irgendwann mal Rennen mit einem Cooper von Rob Walker (der von einem Borgward Motor angetrieben war) bestritt. Weitere neue deutsche Marke ist Quant, die den quantino und den „F“ zeigen. Beide soll mit wunderlicher Nano-Flowcell Technik zu bemerkenswerten Leistungsdaten verholfen werden. Gesehen und getestet hat’s noch niemand, warten wir es also ab. Eine der beiden großen Enttäuschung des Salons war zweifellos die Abstinenz des Renault Alpine Vision Gran Tourismo. Den hätte ich mir gerne mal aus der Nähe angeschaut! Die andere das Concept Fahrzeug von ItalDesign namens GEA. Man sagte, es sei auf dem Weg nach Genf verunfallt. Besser wär’s gewesen. Auf 5,37m ein derart banales und altbackenes Vehikel zu stellen ist schon eine echte Leistung. Giorgetto Giugiaro selbst muss wohl im Urlaub gewesen sein, als seine Mitarbeiter das Ding gebaut haben. Andernfalls sollte er besser den am Dienstag Abend von Car Design News erhaltenen Lifetime Achievement Award wieder zurückgeben.

#GIMS

Paris Motor Show 2014

Kleines Jubiläum für uns in Paris. Seit 20 Jahren besuchen wir den Pariser Autosalon. Zum ersten Mal berichteten wir damals in der Pforzheimer Studentenzeitung Campus unter dem Titel „Wir und die Pariser“ von unseren Erlebnissen und Eindrücken. Vom Treffen mit Nuccio Bertone, mit Monique und Nadine im Shuttlebus und der Designers Night im Pin-up Studio. Aber das alles ist lange her… 2014 sieht die automobile Welt anders aus. Was es Neues gibt, wollen wir bei einem Messerundgang erfahren. Den Anfang macht um 7:30 Uhr BMW. Hier steht der irgendwie etwas aus der Form geraten neue Mini 5-Türer, der Nachfolger des X6 und das 2er Cabrio. Ein Stockwerk höher hat Opel eine Reihe neuer Corsas auf die riesigen Bühne gestellt. Aber wo ist Karl? Keine Spur vom kleinen Bruder des Adam. Jaguar hat die Sportlimousine XE im Gepäck und will gegen 3er BMW und C-Klasse anstinken. Nicht schlecht, aber das Heck erinnert mit seinen altbackenen Rückleuchten etwas an den A5 von Audi. Auch frisch aus dem Ei gepellt ist der neue Land Rover Discovery.

Schick und schön, mit einer Prise Saab im Style. Erstes richtiges Highlight steht bei Infiniti. Die Studie Q80 Inspiration ist ein wahrer Hingucker, formgewaltig mit spitz zulaufender Heckscheibe wie einst der Renault Initiale von 1995, innen sehr luxuriös und edel. Hothothot! Bei Toyota sieht man die Zukunft der Mobilität in einem dreirädrigen Kompakt-Vehikel, das sich in die Kurven legen kann und elektrisch angetrieben wird. VW will bei den Franzosen Punkte sammeln und sponsort jetzt deren Fussball-Nationalmannschaft. Auf der Bühne stehen der Trainer und dann noch der neue Passat. Auch bei Audi wird über Fußball geredet. WM-Torschütze Mario Götze wünscht sich den neuen TT Roadster als Dienstwagen. Schmankerl ist hier das TT Sportback Concept. Ein breitbeiniger und –mäuliger Viertürer mit einem schnittigen Heck, welches auch der Serienversion gut gestanden hätte. Von deutscher Pünktlichkeit ist bei den Pressekonferenzen des VW-Konzerns jedoch nichts zu spüren. Sie schleppen eine fast halbstündige Verspätung mit sich herum und sprengen so den eng gesteckten Zeitplan.

Wir schenken uns deshalb Bentley, Porsche und Lamborghini und machen uns auf den Weg in Halle 1, um den französischen Herstellern bei der Feilbietung ihrer Produkte zu lauschen. 10 Uhr, Peugeot sieht sich mit dem Strategieplan „Back in the Race“ im Soll und zeigt und den facegelifteten 508, den 308 GT und die beiden Konzepte Exalt mit Elementen aus recyceltem Zeitungspapier und Haifischleder und den Quartz mit vielen Linien und 500 PS. Citroen verkauft inzwischen 25% der Autos in China und will mit einer Kombination aus Créativité und Technologie eine Wohlfühlstimmung erzeugen und die Kunden für sich gewinnen. Aha. Richtig Neues hat Konzernchefin Linda Jackson mit holprigem französisch nicht zu berichten und ich sehne mich bei ihrem Vortrag nach einem Kaffee. Stimmung kam nur kurz bei einem Einspieler auf, in dem der ja wahnsinnig beliebte François Hollande bei einer Parade im DS5 winkend durchs Bild huschte. Welchem Feind wünscht man so einen Markenbotschafter? Die Untermarke DS liefert dann doch noch ab und rollt das Conceptcar Divine auf die Bühne. Kurzweiliger geht es im Anschluss bei Renault weiter. Zwar am Stand aber nicht im Rampenlicht der Präsentation steht das futurische, hocheffiziente Konzept Eolab. Carlos Ghosn fährt stattdessen aber im neuen Espace über die weiträumige Hügellandschaft und erklärt wohltuend kompakt und ohne Geschäftsgelaber das neue Flaggschiff. War er 1984 noch Trendsetter, folgt er nun der Mode und verabschiedet sich von einem hohen Dach und großen Fensterflächen. Im Innenraum sind die Sitze nun bündig im Wagenboden versenkbar.

Was gibt es sonst noch Neues? Mercedes zeigt den sinnlich-klaren Sportwagen AMG-GT, Smart den neuen ForTwo und ForFour, Hyundai den etwas schmelzlosen i20, und Lamborghini hat mit dem Asterion den ersten Hybridwagen der Marke geschaffen. Man verzichtet auf exzessive Kantenexplosionen vorhergehender Studien und zitiert stattdessen hier und da den Miura. Fiat baut einen weiteren Ableger der 500er Reihe. Den Mini SUV 500X. Kommentar sinnlos. Ferrari pimpt den 458 als „Speziale A“, Volvo erneuert den XC90 und Ford den C-Max. Man muss sagen, dass aufregende Premieren fehlen. Es gibt einige schöne Fahrzeuge oder zumindest mit schönen Damen verzierte. Aber sonst herrscht Durchschnittlichkeit. Lichtblick der diesjährigen Pariser Motor Show war aber die wunderbare Sonderausstellung „Automobile & la Mode“ in Halle 8.

Mondial Automobile

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Autosalon Genf 2014

Messerundgang

Jede Menge zu sehen gab’s  auf dem diesjährigen Genfer Autosalon. Den Anfang  machte diesmal Renault. Um 8:00h flitzt ein kleiner Spielzeug-Twingo durch die Tür, kurz darauf ein Echter und mit seinem kaum größeren Wendekreis zirkelt er wild über die Teppichhügellandschaft des Messestandes. Guter Auftritt für den knuffigen Heckmotor-Renner, der gemeinsam mit Smart entwickelt wurde. Dann ist Porsche dran. Alles dreht sich um Motorsport. Marc Webber und Patrick Dempsey zeigen mit ihren Kollegen stolz die neuen Werkzeuge: der 911 RSR und der Le Mans Boliden 919. Auffällig lauter Applaus kam jedoch von scheinbar gebrieften und unauffällig in der Menge postierten Porsche Angestellten. Haben die Zuffenhausener so was nötig? Derweil werden um 8:30h bei Audi an der Bar schon die ersten Weißbiere gezapft (!), ich begnüge mich mit Kaffee und Gebäck und lausche wenig später der Neuheitenpräsentation. Alles sei „ultra“, wenig Verbrauch und so. Mit 3,2 l kann man A3 fahren.. Dann kommt der Hauptdarsteller. Der neue Audi TT, oder ist es nur ein Facelift? Mal die Brille aufsetzen. Die Scheinwerfer kommen mit Matrix LED Technik, das Cockpit ist volldigital, gebaut wird er in Ungarn. Meilensteine sehen anders aus. Weil TT und TTS recht fad sind, wird gleich noch ein TT quattro Sport Concept danebengestellt. Eieiei, damit hat Audi eine weitere Chance vertan, sich neu zu erfinden und stapft in ausgetretenen Pfaden. Sie wollen in den nächsten 5 Jahren 15 Milliarden in neue Modelle investieren, bleibt zu hoffen, dass davon auch was in die Designabteilungen wandert. Der neue Designchef Marc Lichte hat seine Rolle als „Victor, the Cleaner“ ja schon angetreten, in seinem Koffer hat er aber statt Salzsäure neue Malstifte mitgebracht. Bei Skoda steht ein aufregender Wagen. Groß, grasgrün und er heißt Vision C. Scharfkantig und mit coupehafter Linie von Jozef Kaban geschneidert und ebenso schneidig präsentiert. Die Marke sei „praktisch funktional, aber wir steigern uns in der Ästhetik.“ Hätte das Conceptcar nicht diese dreieckigen Leuchten, könnte man glatt einen neuen BMW vermuten. Das Ding ist echt heiß. Und auch die beiden Damen, die das Auto schmücken. Hyundai hat ebenfalls ein Highlight. Der Brennstoffzellen SUV Intrado wurde ja vorab mit mäßig guten Fotos gezeigt, entpuppt sich live aber als echter Augenschmaus. Windschlüpfrig mit runder Form und Sideblades gezeichnet und mit Leichtbauelementen gespickt steht er da. Klasse!

Die Pressekonferenzen der Hersteller gehen am Vormittag Schlag auf Schlag und sind manche sogar parallel. Weiter zu VW, die den Stand zu einem Laufssteg transformiert haben. Das Nachwuchsmodell Sara Nuru präsentiert sozusagen die Frühjahrskollektion. Die Marketingabteilung hat ein neues Wort gefunden und so kommen der neue Polo, der facegeliftete Scirocco und überhaupt fast alles im „geschärften“ Design daher. Der Blue GT bietet ökologischen Fahrspaß, mit dem Golf GTE kann man elektrisch emotional unterwegs sein und dank des Plug in Hybrids  dabei nur 1,5l/100km verbrennen. Der Star ist aber das Concept T-ROC. Ein blauer SUV mit Targa Dach, der sich größenmäßig zwischen Taigun und Tiguan einreiht. Schick&Schön! Bitte so bauen! Überhaupt haben die Kleinwagen dieses Jahr einen großen Auftritt. Citroen/Peugeot und Toyota zeigen die zweite Generation ihrer Zwergentruppe. Aller sehr verschieden und interessant. Der Peugeot trägt den konservativsten Anzug und kommt mit Markengesicht daher, den Aygo prägt eine mit Scheinwerfern und Kühlergrill x-förmig zusammenlaufende Front. Mir gefällt der Citroen C1 mit Kulleraugen und darüber sitzender Brauen am besten. Und am allerbesten als bicolores Konzept „Swiss & Me“, welches ich im hinteren Bereich des schönen Messestandes entdecke. Auch der Cactus wächst an mich heran und hat seine Stacheln verloren. Die reduzierten Formen sind wohltuend ruhig und die Farbkombinationen richtig gut! Was muss man sonst noch sehen? Den nach einigen vorangegangen Designauswüchsen ebenfalls wohltuend ruhig gestalteten Lamborghini Huracan. Ein echtes Brett! Die Italienischen Traditionsschneider sind hingegen ausgedünnt. Bertone ist verschwunden, Giugiaro, nun im VW Bauch stellt den trotz Flügeltüren total langweiligen Clipper hin. Einzig Pininfarina hat was zu bieten. Am Stand stehen der neue Ferrari California T und das zuvor erst zu wenigen Gelegenheiten gezeigte BMW Gran Lusso Coupe. Ein wirklichganz großer Wurf, der live und in Farbe erst seine wahre Pracht entfaltet. Bei Subaru sitzt Markenbotschafter DJ Bobo im Publikum und schaut sich die Enthüllungs-Show des knackig proportionierten Concepts Visiv 2 an. War der Vorgänger im letzen Jahr noch erstaunlich gefällig, zeigt dieser sich nun von einer sehr kantigen Seite, mit geöffneten Türen fast schon im Transformers-Style. Den immertreuen Schweizer Kunden wird’s gefallen! Der neue Mini hat noch mehr Speck angesetzt und ist jetzt ganz schön Maxi. BMW hat das 4er Gran Coupe und den 2er Active Tourer im Gepäck und heizt Mercedes-Benz ein. Die stellen ihr Flagschiff S-Klasse Coupe vor. Bei Volvo gibt’s den Schneewittchensarg Concept Estate und gleich daneben hat uns Maserati mit dem aufregenden Coupe Alfieri überrascht und sich selbst damit zum 100jährigen Geburtstag beschenkt.

Schon fast am Ende des Tages entdecke ich am quattroruote-Stand aber noch ein anderes Auto, welches zwar schon letztes Jahr bei der Aston Martin Jubiläumsfeier im Kensignton Park in London gezeigt wurde, danach aber in der Garage seines japanischen Auftraggebers verschwand. Das DBS Coupe Zagato Centennial. Wieder einmal zeigt sich, wie Fotos täuschen. Ich muss zugeben, die Form damals nicht verstanden zu haben und sie als eher hässlich eingestuft hatte. Nun steht ein faszinierendes Objekt vor mir, flach und breit. Mit wenigen Linien gezeichnet, ein wahres Kunstwerk auf Rädern. Der Designer Harada sagte dazu, er wollte ein einfaches, zeitloses Design schaffen, ein elegantes, sportliches und romantisches Auto, mit dem man an der Mittelmeerküste entlangfahren könne und die Zeit dabei etwas langsamer verginge. Was es nicht alles gibt!

Salon International de l’Auto

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IAA Frankfurt 2013

Bei über 100 Premieren auf der diesjährigen Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt kann man schon mal den Überblick verlieren. Mit der Kamera bewaffnet drehen wir deshalb einige Runden über das riesige Gelände und durch die vielen Hallen, um ein paar Highlights aufzuspüren.

Gleich nach dem Eingang muss man durch die BMW Halle. Die neue i-Familie steht im Rampenlicht, insbesondere der gut gelungene i3. Willige Besucher können damit über die durch die Halle verlaufende Teststrecke flitzen. Ihm steht das Serienkleid etwas besser als seinem großen Bruder i8. Der ist zwar auch aufregend, aber man merkt ihn die vielen kleinen Kompromisse auf dem Weg zur Serie eher an. Mit einem von zwei zum Shuttlefahrzeug umgebauten alten Minis lasse ich mich zur Audi Halle chauffieren, wo die Welt kopf steht. Spiegel und Kuben als Gebäude suggerieren eine an der Decke klebende Stadtlandschaft. Der „neue“ A8 geht mit innovativen Matrix LED Scheinwerfern auf Ape-Dreirad-Jagd. So zumindest im Film, den ich auf dem Bildschirm gut sehen kann. Leider verbaut er mir die Sicht auf  die Bühne, wo die Konzern-Lenker die Neuheiten offerieren.  Gezeigt werden zwei quattro Konzepte. Der „Sport“ und der „nanuk“. Ersterer ist das weiterentwickelte und etwas mit Hüftspeck und Leistung angereicherte quattro concept von vor drei Jahren. Ob er ein optischer Fortschritt ist, lassen wir mal offen, die mit den Fingernägeln gekratzten Sicken auf den schön geformten Kotflügeln hätte man aber vor dem Lackieren zuspachteln können. Der Hochbein-Sportwagen Nanuk soll „mit seinem zugespitzten, kantigen und kompromisslosen Look ein neues Kapitel in der Designsprache von Audi aufschlagen“, scheint jedoch dem im März als Italdesign Parcour gezeigten Conceptar übergestülpt worden zu sein. Steckt etwa der in Goodwood verunfallte Wagen darunter?? Wir wissen es nicht und gehen weiter in die Festhalle, wo traditions- und standesgemäß Mercedes-Benz für den zweiwöchigen Messeauftritt Obdach findet. Der Hallenaufbau gleicht einem Theater und Firmenchef Zetsche nutzt bei der Pressekonferenz die Bühne für einen pompöösen Auftritt. Zwischen Musik, Tanz und Akrobatikeinlagen werden die Neuheiten vorgestellt. Die S-Klasse fährt als „Intelligent Drive“ Berta Benz’ Pionierstrecke nach Pforzheim ohne Lenkrad, äeh, also ohne dass man eine Hand am Lenkrad haben müsste. Beim GLA sei es „wie bei Kate und William mit dem Baby: es hat etwas länger gedauert.“ Ob sich das Warten gelohnt hat wissen die Kunden. Die können sich auch auf den Serienstart des S-Klasse Coupes freuen, der als Concept Premiere feiert. Gut sieht das aus! Die Haifisch-Front schiebt sich bullig in den Wind und streckt die Haube, Kanten und Kurven scheinen am rechten Fleck und sorgen für einen sportlichen Auftritt, der die Klientel der Modellreihe deutlich verjüngen dürfte und auch BMW den einen oder anderen Kunden abspenstig machen könnte. Der Porsche 918 Spyder spielt in einer anderen Liga. Er ist ein Hybrid-Supersportwagen allerextremsten Formats mit 887 PS und einem krummen Grundpreis: 768026 Euro. Die anderen Zahlen kann man bei Auto Bild nachlesen. Eine sei aber doch noch erwähnt: 6:57. Das ist die schnellste jemals in einem Serienwagen gefahrene Zeit auf der Nordschleife, die der 918 vor einigen Tagen auf den Asphalt gelegt hat. Respekt! Der kommt auch von Walter Röhrl, der das Auto auf die Bühne fährt und zugibt, dass er nicht an Sportwagen geglaubt hat, die man an der Steckdose auflädt. Bei VW  ist nicht so viel los. Der Stand ist wie mit dem weißen Riesen gewaschen und man fährt elektrisch: mit dem neuen E-UP und E-Golf für 3,24 Euro 100 Kilometer weit. Als roten Tupfer gibt’s den neuen Golf Plus, der jetzt Sports-Van heißt. Er ist gewachsen, hat eine Sicke an die Seite gezupft bekommen und neben dem Einpark- jetzt auch einen Ausparkassistenten. Die Franzosen wollen sich in Frankfurt nicht blamieren und haben auch Neues auf dem Teppich stehen. Renault zeigt nun die komplette Reihe der letzten Concptcars, die sich am menschlichen Lebenszyklus orientierten und mit dem DeZir 2010 starteten. Als sechstes und letztes kam nun der Initiale-Paris, ein großer Van, welcher einen Ausblick auf den neuen Espace gibt, dazu. Ausgestattet mit üppigen Details, eine dreidimensional geschwungene Alu-Waben Struktur die entfernt an den Eiffel Turm erinnert, bildet die Felgen und den Boden des Interiors. Hier wird sie zusätzlich mit Holz gefüllt. Das Dach besteht ebenfalls aus gefrästem Alu und zeigt den abstrahierten Stadtplan von Paris. Peugeot bringt mit dem 308 einen endlich ernstzunehmenden Golf-Gegner und bei Citroën steht der Cactus, der live besser aussieht, als auf Fotos. Auch hier kommt uns der Name bekannt vor, gab es doch schon 2007 den C-Cactus. Der neue tritt nun mit seitlichen Luftpolstern geschützt und einem unkonventionellem Hybridantrieb angetrieben in die Fußstapfen des kultigen Öko-Vorgängers. Als Herz schlägt die neue Antriebseinheit Hybrid Air, die Druckluft und Hydraulik mit einem Downsizing-Pure-Tech-Motor kombiniert. Wenn er in der Form in Serie gehen sollte, kann man fürchten, dass er wie ein Fiat 500L auf zu kleinen Rädern rollt. Monza heißt der Hingucker bei Opel und ist für mich der Best of Show! Ein wunderschönes Flügeltür-Coupe, aufregende Proportionen, fließende Linien, besonders das Heck ist … einfach geil! Auch Klasse ist der Showstopper von Kia. Auf den Namen NIRO hört der spaßig gestylte, nur 4,19m kurze Kompakt-Crossover. Ein Gesicht mit Tigernase und giftig blickenden Scheinwerfern, seitlich ein schmales Fensterband, das durch ein Dach aus gebürstetem Edelstahl eingerahmt wird zeigt die Design-Zukunft der koreanischen Marke. Zum Schluss soll ein ganz anderes Fahrzeug Erwähnung im Text finden. Der Cadillac Elmiraj ist leider nicht so schön am Stand präsentiert, wie er es verdient hätte und der Lack schluckt viel Licht. Dennoch kann man sich an seiner subtilen Linienführung nicht satt sehen. Komplimente nach North Hollywood!

Was man sonst noch anschauen kann: Die Jaguar Studie C-X17, da würde die Queen auch mit fahren. Der Smart Fourjoy, nett gemacht, aber mit Türen und Dach wärs doch besser. Oder gleich Citroen Méhari fahren! Subaru zeigt erstmals in Europa das WRX Concept, Keilform und dicke Backen bleiben ihm auf dem Weg zur Serie hoffentlich erhalten. Volvo Concept Coupé, Schweden Style aus deutscher Feder. Sah aufm Foto irgendwie viel versprechender aus. Man hätte noch ne Schippe drauflegen können. Das Original war halt ein verdammt gutes Auto…. Ein anstrengender Messetag klingt traditionsgemäß am Mini Stand aus. Da gibt’s zwar nicht viel Neues, aber die Stimmung ist bombig, Djs mixen Musik am Pult, und nette Leute and der Bar die Cocktails. Ein einfaches Bier gibt’s aber auch….perfekt!

IAA