22. Int. Weinrallye 2018

Der Automobilclub in Maikammer organisiert alle zwei Jahre die Weinrallye bei der wir dieses mal mit unserem Austin Mini Van dabei sein durften. Er ist aus dem Jahr 1964 und passt deshalb noch perfekt in die Baujahrgrenze von bis 1968. Die Macher haben 321 wunderschöne Fahrzeuge -darunter allein 103 Motorräder  und zahlreiche Vorkriegsklassiker- ausgesucht. Bereits am Freitag war die Pfalztour, die von Maikammer aus Richtung Norden ging. Über Neidenfels, Bad Dürkheim, Eisenberg bis zum Zellertal, wo und auf dem Weingut Bremer ein toller Empfang und leckeres Essen geboten wurde. Überhaupt war alles wunderschön, die Sonne strahlte und die Strecke war vom Feinsten und mit wenig Verkehr kontaminiert. Dafür sorgten wir mit unseren knatternden Schätzchen schon selber. Die Rückfahrt dann über Lambsheim und Meckenheim bis zurück ins Rallyezentrum. 160 Kilometer insgesamt. Bei der Rallyeparty im Festzelt konnte man dann noch etwas Pfälzer Rebensaft geniessen, bevor es ab ins Bett ging. Denn am nächetn Morgen startetetn die ersten Teilnehmer um Punkt neun Uhr.

Wir hatten Startnummer 269 und waren um 11:08h dran. Eigentlicher Start war auf dem Marktplatz, wo sich schon eine Vielzahl von Besuchern eingefunden hatten. Dann ging es Richtung Süden, die Sonne lachte noch mehr als am Vortag und die Strecke war ebenfalls wieder wunderschön. Die Pfalz ist einfach mega!!! In Ramberg war die erste Durchfahrtskontrolle, im Wild-und Wanderpark dann die zweite. Hier wartete der erste Schluck Rotwein (oder wahlweise ein Schluck Wasser) und ein Stück Flammkuchen auf uns. Genuss wird gross geschrieben bei der Weinrallye. Stress kommt nie auf, denn es geht ja um nichts. Ausser um das Vergnügen an Autos, Landschaft und gutem Essen. Die DK3 war am Deutschen Weintor, wo es ein Glas Weisswein gab. Und so ging es auch nach der Mittagspause weiter. Immer lecker, immer nett. Und immer parkten die Autos schön, mal auf frisch gemähter Wiese, mal auf dem Fussballplatz. Auch die Zuschauer an der Strecke waren lustig drauf, winkten und freuten sich und unser Mini war überall gerne gesehen. Kurz vor dem Ziel lud uns dann noch eine Gruppe Oldtimerfans, die sich auf einem Parkplatz gemütlich gemacht hatten, zu einem Glas Sekt ein und plauderten ein wenig. Bad danach hatten wir den Stau vor dem Ziel erreicht und wurden am Zielbogen feiernd empfagen. Der Abschlussabend fand wie immr im Festsaal des Bürgerhauses statt und neben vielen Sonderpreisen wurde als Hauptpreis ein aus der Tombola gezogener Teilnehmer mit Wein aufgewogen, den er dann mit nach Hause nehmen durfte. Genug Vorrat für zwei Jahre. Bis zur nächsten Weinrallye 2020. Wir sind hoffentlich wieder dabei.

Weinrallye

Fotos 21. Int Weinrallye 2016

Kleine Mai-Ausfahrt

Was für eine feine Sause war das! Am letzten Sonntag machten wir eine kleine Ausfahrt durch Rheinhessen. Treffpunkt war das Gelände des alten Rohrlagers in Mainz, dann ging es knapp 150 Kilometer in Richtung Worms und dann hinüber in Richtung Sprendlingen, wo sich spontan Britta mit ihren 356 Speedster an unsere Gruppe dranhängte. Sehr schön…:)

Hier die Strecke zum Nachfahren: Mainz, Bodenheim, Nackenheim, Lörzweiler, Mommenhein, Schwabsburg, Dexheim, Dalheim, Weinolsheim, Dolgesheim, Eimsheim, Wintersheim, Dorn-Dürkheim, Alsheim, Bechtheim, Dittelsheim-Hesloch, Dorn-Dürkheim, Dolgesheim, Weinolsheim, Friesenheim,  Köngernheim, Hahnheim, Sörgenloch, Nieder-Olm, Saulheim, Partenheim, Wolfsheim, St.Johann, Sprendlingen, Napoleonturm, Jugenheim, Stadecken-Elsheim, Essenheim, Finthen, Mainz.

Nibelungenfahrt 2018

Hauptsache luftgekühlt…

Am Samstag fand die 29. Internationale RTCE-Nibelungenfahrt statt und wir waren mit unserem steingrauen 911er am in der Touristikklasse am Start. Wie immer ging es früh los. Treffpunkt und Start war auf dem Gelände der Pfungstädter Brauerei, wo sich ca 130 Oldtimer einfanden. Um 9 Uhr ging es gleich mit einer ersten Zeitprüfung hinter dem Startbogen los. 15 Meter waren in 6 Sekunden zu fahren. Dann auf die Strecke, die uns diesmal über Zeitkontrollen, Chinesenzeichen, Kartenskizzen, oder Bilderrätsel durch den vorderen Odenwald führen sollte. Nach wenigen Kilometern kam schon die zweite Zeitprüfung, diesmal eine lange mit zwei Sollzeiten. Weiter über die wunderschöne Strecke nach Lützelbach zur nächsten Prüfung: ein Schlangenkurs auf einem Parkplatz, 210 Meter in 35 Sekunden. Geschafft! Durchs Fischbachtal, Gross-Biberau, Überau zur GP4 „Hundertmorgen“: 1,17 Kilometer in genau 2 Minuten und 4 Sekunden. Die Eieruhren glühen. Mit reichlich Hunger im Bauch kam der Mittagsstopp auf dem Firmengelände von Sauer & Sohn genau richtig. Restart war nach einer Stunde. Genug Zeit also die Bratwaren vom Grill zu genießen.

Am Nachmittag kündigte sich mit leichtem Knarzen ein Defekt an der Kupplung oder dem Getriebe an. Der erste Gang ließ sich kaum mehr einlegen. So ging es in die GP5, die über 2 Kilometer Feldwege ging und in 2:22 zu fahren war. Leider verabschiedeten sich hier die weiteren Gänge, wir konnten die Sollzeit nicht einhalten, rollten schließlich an der Einmündung zur Hauptstrasse aus und kamen auf einem Radweg zum Stehen. Man glaubt ja gar nicht wie viel meckernde Rentner in dieser Gegend wohnen. Wir haben irgendwann aufgehört zu zählen…Die Rallye wäre für und beendet gewesen, hätte es nicht den fantastischen Service der Firma APZ gegeben, die dem ersten ausfallenden Teilnehmer einen alten VW Käfer als Ersatzfahrzeug bringt und das havarierte Auto zurück ins Rallyezentrum verschafft. Die „Mobilitätsgarantie“ von APZ. Vielen Dank dafür! Und so setzten wir die Fahrt mit 150 PS weniger, aber immerhin luftgekühlt fort und konnten die Rallye noch zu Ende fahren.

Im Ziel angekommen organisierten wir die Abholung durch den ADAC für den späten Abend, um noch zum Essen und der Siegerehrung bleiben zu können. Diese viel letztendlich leider aus, da die extra angeheuerten Profis von der Auswertung auch nach Stunden kein belastbares Ergebnis erstellen konnten. Hmmm. Sehr schade, aber wir hatten trotzdem einen wunderschönen Tag und kommen gerne in zwei Jahren wieder, wenn hoffentlich die 30. Nibelungenfahrt von Pfungstadt aus startet.

Nibelungenfahrt

formfreu.de bei der Nibelungenfahrt 2012, 2014 und 2016

Espiritu de Montjuïc 2018__Barcelona

Auf der alten Rennstrecke, die über den Montjuïc führte, wird ja schon seit den 80er Jahren nicht mehr gefahren. Die Rennaktivitäten in Barcelona spielen sich seitdem auf dem Circuit de Catalunya in Montmeló ab. Das Festival “Espiritu de Montjuïc” zu Ehren der alten Strecke brachte dieses Jahr über 200 Rennwagen zusammen, die in allen möglichen Klassen um den Sieg fahren. Classic Endurance Racing, Euro F2, Gruppe C, Heritage Touring Cup oder Sixties Endurance. Highlights waren der Ferrari 250 GT SWB Breadvan, 250 LM, Porsche 910, 935 oder 911 RSR und natürlich die Gruppe C Boliden vom Schlage eines Peugeot 905 EV1B, Jaguar XJR12, Porsche 963C oder Mercedes-Benz C11 von 1989, den einst Michael Schumacher gefahren ist. In der Klasse Sixties’ Endurance fahren neben Jaguar E-Type, Morgan SLR, Austin Healey, Lotus Elite allein 11 Porsche 911, 10 Shelby Cobra 289 und ein Shelby Corbra Daytona Coupe mit. Eine wieder wirklich gelungene Veranstaltung, über die wir ja in der Vergangenheit schon immermal berichtet hatten.

Espiritu de Montjuïc

formfreu.de: Espiritu de Montjuïc: 2015, 2013, 2012, 2011
formfreu.de: Targa Catalunya 2012

Fotos: Markus Haub & Susana de Val

Streets of Cuba

Zigarren, Rum und alte Autos. Das sind so die Klischees über Kuba. Wir wollten es genauer wissen und schauen, was es sonst noch gibt und wie der viel beschriebene Wandel vonstatten geht. Drei Wochen waren wir im Inselstaat unterwegs, fast 3000 Kilometer quer durch eine andere Welt, zurück in eine andere Zeit.

Unsere Tour startet in Havanna, deren alter Teil seit 1982 zum UNESCO Kulturerbe gehört. Im 18. Jahrhundert wurde Havanna als „Paris der Antillen“ beschrieben. Die Stadt wurde mit Zuckerrohr- und Tabakexporten reich und ist geprägt von den Kolonialbauten, von denen einige inzwischen durch ausländische Fördergelder wieder farbenfroh restauriert worden sind. Die meisten jedoch sind ziemlich baufällig und ohne dass je ein Krieg stattgefunden hat, gleichen einige Straßenzüge einem Trümmerfeld. Noch bis vor kurzem bewohnte Häuser sind nach jahrelangem Verfall komplett eingestürzt. Den Bewohnern fehlt es schlicht an Geld, die anstehenden Reparaturen auszuführen und der Staat kümmert sich nicht. Geschäfte gibt es kaum und wenn, dann sind die Auslagen dürftig. Abseits des Zentrums- wo einst Hemingway von seinem Hotel zu seinen Lieblingslokalitäten ging, um Daiquiri oder Mojito zu schlürfen und die Touristen es ihm heute gleichtun – findet man nur wenige Bars mit überschaubarem Angebot. Rum und Cola. Und Cola ist meistens aus. Bewohner laufen scheinbar nichts tuend umher und Kinder spielen in den fast autoleeren Straßen mit selbstgebauten Skateboards oder Fußball. Es erinnert an Ost Berlin in den 80ern und auch der Rest Kubas hat mich oft an die marode und vom Kommunismus gezeichnete DDR erinnert. Nur eben viel bunter und mit Palmen…

Im angrenzenden Stadtteil Vedado, welcher Anfang des 20.Jahrhunderts zum Viertel der Oberschicht heranwuchs, sieht es etwas besser aus. Geschäfte gibt es zwar hier auch nicht, aber die Gebäudesubstanz ist nicht ganz so marode. Es herrschte bis zur Zeit der Revolution 1959 ein reger Bauboom. In den 30er Jahren wurden zahllose Luxus-Hotels, Kasinos und Nachtklubs errichtet, um die hauptsächlich amerikanischen Touristenmassen zu verwöhnen und zu bespaßen. Viele Hochhäuser – eines davon gehörte zum höchsten der Welt – stehen hier, einige erstrahlen noch heute im Art Deco Stil der 40er Jahre, wenngleich sie auch etwas in die Jahre gekommen sind. Mit dem Anfang der 60er Jahre einziehenden Kommunismus galten dann die Plattenbauten als schick und wurden der wachsenden Bevölkerung als zeitgemäße Bleibe zugeteilt.

Ich bin überrascht, wie viele der alten amerikanischen Autos, die hier „Almendrones“ genannt werden, noch herumfahren. Gefühlt sind es fast die Hälfte aller Autos, zumindest in Havanna. Kuba war in den 50er Jahren der größte Exportmarkt für die Straßenkreuzer. Cadillac, Buick, Ford, Pontiac, Dodge, Packart, Oldsmobile. Zwischen 1941 und 1958 versechsfachte sich der Autobestand auf 167000. Heute sind es noch etwa 48.000 und nur die wenigsten von ihnen sind noch (oder wieder) in ansehnlichem Zustand und diese kutschieren dann die Touristen durch die Stadt, gerne auch offen und in pink. Original ist keiner mehr, denn seit über 50 Jahren Jahren gibt es wegen des US-Embargos keine Ersatzteile. Die meisten fahren als öffentliche Taxis die Kubaner auf festen Routen durch Stadt und Land. Sie werden nicht selten nur noch von Spachtelmasse und Rost zusammengehalten. Die Hinterachsen sind vom Lada, die Motoren von Peugeot oder Hyundai, manchmal muss auch eine alte Diesel-Wasserpumpe herhalten. Die Kubaner sind kreativ und nehmen, was verfügbar ist. Auch vor der Umrüstung des Armaturenbretts auf einem aus Plastik wird nicht zurückgeschreckt.

Die ab den 60er Jahren von den sozialistischen Bündnispartnern in Osteuropa importierten Autos der Marken Lada, Wolga, UAS, Moskwitsch oder Skoda sind selten in besseren Zustand. Noch am ehesten in Privathand, ganz schlimm aber als Taxis, meist Modell Lada 2107 und völlig verschlissen. Sie waren einst als Privilegien nur ranghohen Militärs und Regierungsmitgliedern vorbehalten gewesen, später auch Ärzten, Anwälten oder Hochschullehrern und durften bis zum Jahr 2011 – anders als die privat erworbenen Autos aus der Vorrevolution – nicht weiterverkauft oder vererbt werden.

Seit 2014 können Kubaner auch wieder Westautos kaufen, deren Import über den Staat läuft und mit einer Art Luxussteuer belegt ist. Die Neuregelung war ein Teil der Reformen zur wirtschaftlichen Öffnung des Landes, kam aber bei der Bevölkerung nicht gut an. Die Autos sind schlicht unerschwinglich. So wurde ein neuer Peugeot 508 für umgerechnet über 200.000 Euro angeboten, ein kleiner 206+ steht für ca. 70.000 Euro in der Preisliste.

Sehr selten begegnen uns auch Westwägen älteren Baujahrs: VW Käfer, Golf 1, 2 oder 3, einen Mercedes 190 oder 123er haben wir gesichtet, die irgendwie über Diplomatenkreise auf die Insel gekommen sein mussten. Auch richtig Exotisches, wie einen Mercedes W116, Saab 93, Porsche 356 oder einen Fiat 1100 TV Spider von 1957.

Nach vier Tagen in Havanna fahren wir Richtung Westen nach Viñales, wo die Landschaft von Tabakfeldern, weiten Wälder und rundliche Berghügel geprägt ist. In der zweiten Woche dann Richtung Osten, quer über die Insel. Meist übernachten wir in „Casa Particulares“, Privatunterkünfte, wie es inzwischen unzählige gibt und wo man sehr gut mit den Bewohnern ins Gespräch kommt. Ein Paar arbeitete beim Radio, eine andere Frau hatte beim Hurrikan im letzten Jahr ihre Bleibe verloren und vermietet nun ein Zimmer in ihrer neuen spartanischen vom Staat gestellten Wohnung und lebt wie viele komplett von der Zimmervermietung. Der Vater der letzten Familie, bei der wir zu Gast waren, war wohl ein ranghoher Militärmensch. Zumindest ließen seine Parolen darauf schließen und auch die vielen Fotos, die im Wohnzimmer hingen und ihn mehrfach bei der Ordenvergabe mit dem Revolutionsführer Fidel Castro zeigen.

Überhaupt ist der Revolutionsführer allgegenwärtig. Die zahllosen Propagandaschilder am Straßenrand zeigen sein Konterfei oder seine Parolen. Auch manchmal die von Che Guevara. „Wo der Kommunismus gelebt wird, sterben die Probleme“ steht darauf zu lesen. Oder „Sozialismus oder Tod“. Kommerzielle Werbetafeln gibt es auf der ganzen Insel nicht. Nicht in der Stadt und nicht auf dem Land.

Weiter geht es über Trinidad und Camaguëy in Richtung Holguín im Osten der Insel. Dann an die Küste im Norden nach Guardalavaca, einem kleinen Nest, wo es aber einen hübschen Strand gibt. Unterwegs sind wir mit unserem chinesischen Mietwagen Modell Geely CK, der ziemlich runtergeritten ist, obwohl er gerade mal 45000 km auf der Uhr stehen hat. Das liegt zum einen an der miesen Qualität des Wagens, zum anderen aber an den unglaublich schlechten Straßen, so dass der Verschleiß immens ist. Noch dazu ist es sehr gefährlich, tauchen doch unvermittelt riesige Schlaglöcher auf der Fahrbahn auf. Nicht selten auch auf der welligen und dürftig ausgebesserten Autobahn. Diese ist meist 3-spurig ausgebaut und erinnert an eine Landebahn, denn oft fehlt die Fahrbahnmarkierung. Verkehr gibt es kaum- fast wie an den autofreien Sonntagen in den 70er Jahren bei uns. Man kann also gut ausweichen, muss aber auf die am Fahrbahnrand fahrenden Pferdegespanne oder Radfahrer aufpassen, die auch mal die Spuren überqueren, um auf die Gegenseite zu gelangen. Auf der Landstrasse ist das mit dem Ausweichen schon schwieriger. Manchmal muss man scharf bremsen und kann nur mit Schrittgeschwindigkeit und im Slalom um die Löcher herum oder hindurch fahren und muss auf entgegenkommende LKW und am Fahrbahnrand fahrende Ochsenkarren, Fahrräder, die gerade so schnell fahren, dass sie nicht umkippen und kreuzende Hunde, Schweine, Hühner oder Pferde achten. Hauptverkehrsmittel auf dem Land ist tatsächlich noch die Pferdekutsche. Sie wird als Taxi oder zum Transport aller möglichen Sachen benutzt und gibt die Fließgeschwindigkeit des Verkehrs vor. Man sollte sich immer teuflisch konzentrieren und die Dunkelheit meiden. Denn keines dieser Verkehrsteilnehmer ist nachts beleuchtet.

In der ersten Woche ereilte uns die erste Reifenpanne. Ein Platten, den wir im nächstgelegenen Dorf flicken ließen. Die beiden Löcher wurden kreativ von innen mit einem großen Stück Gummi beklebt. Das hat gehalten. In der zweiten Woche platzte uns der linke Vorderreifen. Der Belag hat sich mit einem lauten Knall auf ca. 30 cm von der Karkasse gelöst und bis zum Abbremsen bereits den kompletten Radkasten zerschlagen. Teile des Stoßfängers, des Kotflügel und des Schwellers wurden in Mitleidenschaft gezogen und sämtliche Kabel und Schläuche hingen herum. An Weiterfahrt war nicht zu denken.

Wir mussten den Pannendienst rufen und weil unser Telefon in Kuba nicht funktionierte, fährt uns ein auf seiner Bananenplantage ein Haus bauender freundlicher Bauer mit seinem uralten LKW zum nahe gelegenen Dorf in eine Firma. Doch auch hier ist telefonieren nicht so einfach. Zunächst muss das Telefon mit einer Art Prepaidkarte aufgeladen werden. Gemeinsam helfen alle mit das Problem zu lösen und der Abschleppwagen sollte so in 2 Stunden kommen. Tatsächlich dauerte es über drei Stunden, die wir in der sängenden Mittagssonne am Ortsrand von Buenaventura verbrachten und währenddessen ungeahnte Gastfreundschaft erfuhren. Es war Sonntag und ein auf dem Nachbargrundstück wohnender Jugendlicher feierte mit Kumpels seinen 18. Geburtstag und glühte ein wenig mit einer Flasche Rum vor, die selbstverständlich auch uns angeboten wurde. Wir widerstanden der Versuchung, wollten ja zügig wieder auf die Straße und Alkohol am Steuer kommt auch in Kuba nicht gut an. Später kamen noch Vater, Mutter, Onkel und Freunde dazu, die sich alle über die gestrandeten Touristen mit ihrem kaputten Auto wunderten und sich angeregt mit uns unterhielten. Da es nun schon Mittag war sollten wir doch ins Haus kommen und mitessen. Wir lehnten ab, weil wir den Pannendienst nicht verpassen wollten und flugs wurden uns Essen und zwei Stühle (!!!) ans Auto gebracht. Es gab Lamm mit Reis und Bohnen und das war eines der leckersten Gerichte auf der ganzen Reise! Als der lang ersehnte Abschleppwagen kam, verabschiedeten wir uns und machten noch ein Gruppenfoto.

Die politische Situation im Karibikstaat ist schwierig und oft auch trostlos, aber Gastfreundschaft und Solidarität werden ganz groß geschrieben und sind selbstverständlich. Es ist nicht alles schlecht im Paradies. Auch das Bildungs- und Gesundheitssystem sind vorbildlich und kostenlos und jedermann zugänglich, es gibt so gut wie keine Kriminalität, als Tourist kann man sich immer und überall unbesorgt bewegen. Eine Grundversorgung an Lebensmitteln wird staatlich geregelt. Mit Hilfe eines Büchleins (libreta) und Coupons für die man subventionierte Waren sehr günstig einkaufen kann. Zu etwa 5% des regulären Preises. Fleisch oder Fisch sind freilich selten verfügbar und es bilden sich oftmals lange Schlangen an den Läden. Auch reicht der Vorrat nicht bis zum Monatsende und dann muss man sehen, wie man den Rest beschafft.

Die Mangelwirtschaft ist offensichtlich, es fehlt an allem, außer Sonne, Musik und Lebensfreude. Wenn man sieht, mit welchem Gerät die landwirtschaftlichen Planziele erfüllt werden sollen, schüttelt man mit dem Kopf. Mit wenigen Ausnahmen von modernen chinesischen Traktoren wird mit ältesten russischen Maschinen gewirtschaftet. In den wenigen Geschäfte herrscht trostlose Leere. Selbst im Devisenladen gibt es gerade mal das Nötigste. Rum, Dosenbier, Reis und Bohnen, Sojaöl, Seife oder Milchpulver. Mal etwas Wurst, Kochschinken oder Industriekäse aus heimischer Produktion. Die Preise sind westlich, Normalkubaner können sich hier nichts leisten und all das erinnert ein wenig an die Intershops in der DDR. Bezahlt wird hier in CUC (Peso Convertible), einer 1993 eingeführten Zweitwährung, die an den Dollar gekoppelt und zur Devisenbeschaffung für die Regierung dient, nachdem damals der größte Handelspartner durch den Zerfall der Sowjetunion verschwunden war. Mit dem CUC zahlt man auch als Tourist, so z.B. in vielen Läden mit höherwertigen Konsumartikeln, Hotels, Restaurants oder Taxis. Die Währung ist inzwischen überall weit verbreitet und soll irgendwann den CUP (Kubanischer Peso) komplett ersetzten. Das Bestehen der zwei Währungen führt zu einem enormen Einkommens-Ungleichgewicht in der Bevölkerung. Der Durchschnittslohn kubanischen Berufstätigen, die zu 70% für den Staat arbeiten, werden in CUP bezahlt und beträgt umgerechnet zwischen 15 Euro und ca. 50 Euro im Monat. Ein gut ausgebildeter Arzt im Krankenhaus verdient auch nicht mehr und muss mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, weil er sich den Bus nicht leisten kann, während ein Barmann in einem der 5-Sterne Hotels an den Stränden im Norden an einem lauen Vormittag den selben Betrag als Trinkgeld einsteckt, das ihm von den meist kanadischen Touristen zugesteckt wird, die schon nach dem Frühstück Gin Tonic oder Bier bestellen. Wer keinen Zugang zum Tourismus hat, selbstständig ist oder keine Verwandtschaft hat, die Geldbeträge aus den USA oder Europa schickt, der führt ein karges Leben.

Ein privater Internetanschluss ist noch extrem selten. Ins Netz loggt man sich in der Regel mit einer im ETECSA (Kubanische Telefongesellschaft) Laden gekauften Prepaidkarte an einem der in den Städten inzwischen zahlreichen Hotspots ein. Man erkennt sie leicht an einer grösseren Menschenansammlung, die mit ihrem Handy beschäftigter ist. Eine Stunde kostet 1 CUC, was ca. 1 Euro ist. Also für die meisten Kubaner unglaublich teuer.

Nach unserem Reifenplatzer haben wir in der Mietwagenzentrale in Holguín ein neues Auto bekommen. Diesmal einen fast neuen Renault Sandero, der wie geschaffen ist für die kubanischen Straßen und wir schweben geradezu über die letzte Strecke auf unserer Reise. Sie führt uns nochmals an die Nordküste, diesmal auf die Inselgruppe Cayo Coco, um ein paar Tage am Strand auszuspannen. Danach fahren wir zurück nach Havanna, um bald darauf wieder im Flieger in die Heimat zu sitzen.

Zurück bleibt ein Gefühl ganz weit weg gewesen zu sein. Kaum Kontakt zur Außenwelt, kaum Internet, kaum Nachrichten. Urlaub fast wie früher, als man noch wirklich „weg“ war und etwas zu erzählen hatte, wenn man nach Hause gekommen ist. Es war eine Reise in die Vergangenheit, in ein Land voller Widersprüche und Absurditäten und mit einem politischen System, welches am Zerfallen ist und sich gerade in etwas neues umbildet. Wir hatten wundervolle Begegnungen mit Menschen, die uns von ihrer Welt und der Sicht darauf erzählt haben. Sie waren erstaunlicherweise meist zufrieden mit sich und der Situation. Die Musik ist allgegenwärtig und bietet für viele eine Möglichkeit für ein paar Stunden die Missstände des sozialistischen Staates zu vergessen. Die Leute wünschen sich lediglich, dass der Wandel etwas schneller kommt und sie vielleicht bald reisen dürfen und können. Ein bisschen so wie früher in der DDR…

 

Fotos: Markus Haub & Susana de Val

Techno Classica Essen 2018

Was für eine Show!

„Über 2.500 Fahrzeuge im Angebot renommierter Händler aus aller Welt und von Privatanbietern bei der diesjährigen Techno-Classica Essen machen die Klassik-Messe zum Welt- Handelszentrum für Klassiker und Liebhaberfahrzeuge.“ So steht es im Pressetext. Das Angebot ist wirklich riesig! Unglaublich war die Vielfalt der Marken und Modelle. Die Besucher kamen aus aller Herren Länder. Schon am Eingang hörte man holländisch, französisch, englisch oder russisch. In den letzten fünf Tagen kamen 188.000 Besucher und machen die Messe so zur publikumsstärksten weltweit.

Mit großen Engagement zeigten über 200 Klassiker Clubs und Interessengemeinschaften ihre Exponate und auch die Automobilhersteller ließen sich nicht lumpen und nutzten die Messe, um  ihre Markenwerte mit eindrucksvollen Inszenierungen darzustellen. Mercedes-Benz hatte einen großen Auftritt und zeigte neben alten Silberpfeilen eine ganze Menge G-Modelle, darunter auch den neuen, der Deutschlandpremiere feierte. Bei VW war es traumhaft, innovativ und sportlich. Ein Themenschwerpunkt war die Historie der Forschung und Entwicklung und man konnte z.B. den Futura von 1989 oder den ESVW Sicherheits- Experiment Wagen von 1972 sehen. Dazu noch einige Cabriolet Prototypen, einen Typ 3, Typ 35 und einen 411 von 1968. Porsche feierte das 30 jährige Jubiläum des 964 und 70 Jahre Porsche Sportwagen. Bei Audi stand der 100 im Mittelpunkt. Dazu kam noch ein Auto Union Typ D von 1938. Bei BMW gab es 30 Jahres großes Coupé zu bestaunen, 50 Jahre E3 Limousinen Baureihe und 40 Jahre M1.

Besonders beeindruckt hat mich jedoch der Auftritt der Briten. Jaguar und Land Rover präsentierten 50 Jahre XJ und zeigten auch (nach Genf) noch mal den XJ6 von Iron Maiden Drummer Nicko McBrain. Dazu einen XJ-S und einen XJ220. Land Rover einen Serie 1 im restaurierten und unrestaurierten Zustand zum Vergleich. Bei Aston Martin stand ein frisch restaurierter, unglaublich schöner DB4 G.T., ein V8 Vantage Zagato, ein Vantage V550 und mein absolutes Messe-Highlight: Ein bahama gelber DB6 Mk1 Vantage Saloon von 1969. Zu kaufen für 786.870 Euro.

Techno Classica

Mehr Techno Classica bei formfreu.de: 2013, 2014, 2015, 2017

Autosalon Genf 2018 GIMS

Ein älterer Mann mit Krückstock und Hut kommt langsam und etwas humpelnd auf die Bühne des Renault Standes und steigt über die geöffnete Fronttür in das Konzept-Vehikel EZ-GO ein. Er scheint aus der alten Welt zu kommen – trägt einen analogen Fotoapparat um den Hals – stellt seinen Rollkoffer ab und setzt sich zu den anderen Passagieren.

EZ-GO ist eine 5,20 m lange Kapsel auf Rädern, welche in naher Zukunft als Auto und Service autonom durch die Innenstädte fahren könnte, um bis zu sechs Passagiere aufzunehmen. Es ist für Menschen, die entweder gefahren werden möchten oder müssen, auch mit Rollator, Kinderwagen oder Rollstuhl. Das Konzept präsentiert Chefdesigner Laurens van den Acker als erstes einer Reihe von Mobilitätsservices, welche im Laufe des Jahres folgen werden. Mehr als das Modell begeistert mich aber die Art der Präsentation. Fernab vom Marketinggeschwafel und hohlen Phrasen zu Rekordabsätzen und Segmentbestleistungen hört man eine Haltung heraus, die viel aussagt über die Marke und deren Glaubwürdigkeit, die z.B. Volkswagen durch den Abgasskandal komplett verloren hat und nun halbherzig zurückzuerlangen versucht. Kam mir bisher beim Gedanken an autonomes Fahren und den gezeigten Konzepten meist das Grauen, lässt mich diese Idee hoffen, dass die Zukunft der Mobilität in den ständig weiter wachsenden Städten möglich ist, wenngleich dafür freilich das Privatauto auf der Strecke bleiben muss und wird.

Was gibt’s denn sonst so? Bei Audi steht der neue A6. Viel interessanter ist jedoch der Messestand. Er ist einem Kinosaal nachempfunden, man sitzt bei der Präsentation in bequemem Gestühl, bekommt, Snacks, Getränke oder Eis gereicht und kann sich verschiedene Kurzfilme von Nachwuchs-Cineasten über das neue Modell anschauen. Die sind allesamt sehr unterhaltsam und hochprofessionell gemacht. Hut ab, Film ab! Deutschland hat Zukunft, zumindest im Filmgeschäft….

Die Lamborghini Fläche ist mit Urus und Hurracan Performante Spyder übersichtlich bestückt, jedoch fast genauso gross, wie die von Audi. Verkehrte Welt. Das fällt auch ein paar Meter weiter auf. Die durch Opels Nichterscheinen entstandene Lücke , hat kurzerhand Aston Martin gefüllt. Und die haben einiges hingestellt. Das Hypercar Valkyrie AMR, den neuen Formel 1 Renner, den neuen Vantage und den DB11. Der wahre Knaller steht aber im hinteren Teil, quasi etwas in einem als Atelier getarnten Raum versteckt: Das Lagonda Vision Concept. Die exzentrisch gestylte Raumflunder mit geradezu verschwederisch grossem und bequemen Innenraum. Demnächst kommt noch ein SUV und ein Coupe.

Bei den profaneren Marken geht es um Masse statt Klasse. VW kündigt an, für das Jahr 2020 insgesamt 19 SUV-Modelle im Programm zu haben, die 40% des Gesamtvolumens ausmachen. Na dann….Ausserdem geht die Elektrifizierung der Flotte voran. Ob es bei den 80 neuen Elektromodellen bis 2025 im Konzern und den anvisierten Stückzahlen belieben wird? Man kann nur hoffen, dass sie sich aussreichend Schürfrechte in der Heide gesichert haben, um an die seltenen Rohstoffe zu kommen, die in die Batterien wandern werden. Hyundai kommt mit dem „Fil Rouge“ an den Genfer See. Dieser rote Faden soll die neue Designsprache aufzeigen. Zum ersten Mal ist auch eine Rückbesinnung auf die Wurzeln des Hyundai Designs zu bemerken. Das von Giugiaro vor 44 Jahren gestaltete Pony Coupe ist bei der Pressekonferenz zu sehen! Dazu gesellen sich der Kona Elektro, der Nexo und der Santa Fe. Porsche zeigt den 911 GT irgendwas und die Studie zum Vollelektrischen „Mission E Cross Tourismo“, ein nicht unattraktives, aber störend banales, weiteres Mitglied der Mission E Familie. Bei Mercedes steht die neue A-Klasse und der runderneuerte C. Ausserdem das Mercedes-AMG GT4-Door Coupé, der AMG GT 63 S 4MATIC, der AMG E 53 4MATIC, der AMG 43 4MATIC T-Modell und der AMG G 63, bei dem das 4MATIC schon automatisch drin ist. BMW präsentiert den X4 und das 8er Grand Coupé als Studie, Peugeot den neuen schneidigen 508, Skoda den Vision X, Volvo den V60, Kia den Ceed, Ferrari den 488 Pista, Seat die neue überflüssige Marke Cupra, Tata einige interessante Konzepte und Bugatti den Chiron Sport, der alles besser kann als der normale Chiron und somit die bisherigen Kunden ganz schön in den Arsch kneift.

Es gibt noch viel mehr zu sehen, aber da müsst ihr schon selber auf die Messe oder euch bei den Kollegen informieren. Wir haben fertig für heute und suchen vielleicht noch nach weiteren Antworten auf die Frage, wie eine Autoindustrie in Zeiten, in der das Ansehen noch hinter dem des Bankenwesens und der Politik zurückgefallen ist wieder auf die Beine kommt. Nicht wirtschaftlich, sondern moralisch. Die Zahlen glänzen ja alle und die Kurven zeigen nach oben. Wir kommen ins Grübeln, wenn man sieht, dass Konzerne wie VW 20 Milliarden in die Elektroflotte investieren, ziemlich genauso viel, wie sie der Abgasskandal kosten wird. Was sonst hätte mir diesem Budget gemacht werden können? Vermutlich die Welt retten. “Finde das rechte Maß”, das schrieb schon vor langem der Benediktinermönch Anselm Grün in seinem Buch. Vielleicht eine gute Lektüre für so manchen Automanager…

Übrigens: alle Freunde von Marzal, Sibilo oder Testudo finden unsere Fotoreihen von der Bertone-Versteigerung 2011 hier und hier.

Rallye Monte-Carlo Historique 2018__Start in Barcelona

Heute Nachmittag um 14:30 Uhr gingen 38 Teilnehmer aus fünf Nationen von Barcelona aus auf die Reise nach Monte Carlo. Andere Startorte für die Rallye Monte-Carlo Historique sind Reims, Oslo, Bad Homburg oder Glasgow.  314 Fahrzeuge der Baujahre 1955 bis 1980 sind dabei.

Rallye Monte-Carlo Historique

Alle unsere Fotostrecken der letzten Jahre zur Rallye Monte-Carlo Historique an einem Stück gibt es hier.

#RallyeMonteCarloHistorique

Austin Mini Van__January Drive

Der Winter zeigt sich in diesen Tagen von der milderen Seite und so kann man den einen oder anderen Oldie mal aus der Garage lassen und ne Runde drehen, damit er sich die Reifen nicht so platt steht. Und so hoppeln wir in unserem 1964er Austin Mini Van über die Landstrassen des Mainzer Hinterlandes, machen hier und da einen Stopp, um ihn in der Nachmittagssonne zu fotografieren. Ziel ist das Gelände der Halle 45, eine ehemalige Waggon- und Panzerfabrik im Industriegebiet.

 

Cross The Alps__Ausstellung Porsche 9110101621

X THE ALPS” ist der Titel unserer Ausstellung im M Studio Space & Gallery in Barcelona. Von der Reise in die Alpen mit unserem neu aufgebauten Porsche mit der Seriennummer 9110101621 haben wir ja schon ausführlich hier und in anderen Medien berichtet. Nun haben wir einige ausgewählte Fotografien mal an die Wand gehängt und auch ein längeres Video der Reise gezeigt. Am letzten Samstag war Premiere und es kamen jede Menge Leute vorbei. Ein grosses Fest also mal wieder!!! Bei deutschem Bier und spanischem Wein liess es sich bis spät nachts genüsslich durch die Alpen reisen :) Von den Katalogen haben wir noch einige übgig. A Format A4 , 34 Seiten, 25 Euro plus Versand. Bei Interesse melden …

Garage 911

Gentlemen Drive Magazine

Hier der link zur Langversion unseres Videos.

Alpenfahrt #2___ Gotthard, Grimsel, Furka, Simplon

Zehn Tage, 3500 km, 20 Pässe und fünf Länder… zweiter Teil:

Den Beginn der Alpenfahrt mit unserem 964 konnte man ja vor ein paar Tagen im ersten Teil des Artikels lesen.  Die Werkstatt hatte unseren anderen Elfer, mit dem wir ursprünglich fahren wollten also wieder flottgemacht und wir machten uns am frühen Morgen vom Gotthardpass auf nach Wiesbaden, um ihn abzuholen und anschliessend wieder zurück in die Alpen zu fahren. Ganz schön verrückt eigentlich…

Auf der Autobahn wird unsere Weekend Racer ziemlich laut. Schon bei 130km/h und bei 180 infernalisch und man muss dann auch das Lenkrad gut festhalten. Dabei belassen wir es dann mal, wir sind ja auf Testfahrt. Die Schweizer sind Weltmeister im Tunnelbau und hier kann man mal richtig den Auspuffklang auszuprobieren bis der Putz von der Decke fällt. Unsere Strecke geht vorbei an Basel und Luzern und hier respektieren wir das Tempolimit peinlichts genau, wir wollen ja keinen Knollen riskieren, so wie ein Lotus Super 7 Fahrer, den ich am nächsten Tag getroffen habe. Er hatte gerade 2000 Franken zahlen müssen. In der Dunkelheit schlängeln wir uns die 38 Kilometer lange Passtrasse hinauf, um gerade nochgerade rechtzeitig zum Abendessen im ersten Quartier anzukommen. Das Grimsel Hospiz, wo wir zwei Tage zuvor schonmal vorbeigekommen sind, liegt idyllisch auf einem Felsen an einem Stausee auf ca. 2000m Höhe und war vor knapp 900 Jahren das erste urkundlich erwähnte Gasthaus in der Schweiz und von 1932 das erste Haus Europas, welches elektrisch beheizt wurde.

Den nächsten Morgen nutzen wir, um noch ein paar Fotos an diesem wunderbaren Ort zu machen. In manchen Ansichten verschwindet unsere steingrauer Porsche wie ein Chamäleon, denn der Farbton ähnelt allzu sehr dem der grünbemosten Berge und der Farbe des Wassers im Stausee. Der rote Farbklecks auf der Motorhaube macht sich jedoch ausgezeichnet auf den Bildern. Das Heck ist eindeutig die Sahneseite des 911. Schliesslich reißen wir uns los. Der Tag wartet mit einer geplanten Streckenlänge von 270 Kilometern auf uns und das Wetter ist perfekt. Das Anschnallen mit den 4-Punktgurten ist jedes Mal ein Prozedere und beansprucht etwas Zeit. Festzurren und den Schlüssel drehen. Der Motor startet rau und will mit dem Handgas noch etwas bei Laune gehalten werden. Alleine bleiben wir dabei selten, denn immer wieder kommen Zuschauer, mal begeistert, mal schockierte Wanderer über die Ruhestörung in der Bergidylle. Wir lassen es also gemütlich angehen und fahren in Richtung Süden, den Grimselpass hinunter nach Gletsch und dann über den Simplonpass in Richtung Italien. Er hat lang gezogene Kurven und einen perfekten Fahrbahnbelag. Man kann hier etwas flotter fahren, aber der Motor dreht in der Höheluft noch nicht richtig. Es braucht noch etwas Feinabstimmung auf dem Prüfstand. Das wussten wir und es kommt auf den Zettel mit den über den Winter zu erledigenden Arbeiten. Die Ausblicke auf die weißen Spitzen der Walliser Alpen entschädigen uns dafür, sie gehören zum Besten, was die Schweiz zu bieten hat. Wir erreichen die Passhöhe in 2006 Metern und überqueren danach die Grenze. In Domodossola biegen wir ab in Richtung Santa Maria Maggiore, wo wir den Mittagsstopp in einer Pizzeria einlegen. Es war auch höchste Zeit, denn gut gestärkt geht es Richtung Cannobbio am Lago Maggiore auf einer immer enger werdenden Strasse. Gegenverkehr ist unmöglich, kommt aber immer mal vor und so muss so manches Mal rangiert und notgebremst werden. Die „S“ Bremsen packen jederzeit gut zu. Am See angekommen zeigt die Tankuhr Reserve an. Der 2,4l Motor ist kein Kostverächter, den genauen Verbrauch rechne ich lieber nicht aus, aber der 85Liter Tank entleert sich rasch durch den Auspuff. Im Berufsverkehr fahren wir am Seeufer entlang und erreichen schließlich Bellizona und die Autobahn Richtung unserem nächsten Ziel. Dem Gotthard Pass. Besonders spektakulär ist hier die alte Tremola Strasse mit ihren 24 kopfsteingepflasterten Kurven.  Die ist das längste Baudenkmal der Schweiz und stammt im Ursprung aus dem Jahr 1834. Unser Porsche röhrt auf der menschen- und autoleeren Strecke mehrmals rauf und runter und es entstehen ein paar schöne Aufnahmen. Immer wieder entfliehen wir den aus dem Tal aufsteigenden Nebelschwaden, bis wir schließlich im Nachtquartier, dem Gotthard Hospiz auf 2106 Metern ankommen und nach ein Paar Rösti erschöpft und glücklich ins Bett fallen. Die Dame an der Rezeption kennt uns schon von vor zwei Tagen, als wir hier Rast machten und gibt und diesmal das Zimmer mit dem Namen Johann Wolfgang von Goethe, der hier einst nächtigte.

Der Morgen danach startet neblig auf dem Gotthard, aber als wir ein paar Kilometer um die Ecke fahren, scheint die Sonne als wäre nichts gewesen. So sind die Berge! Die Strecke geht über den Furkapass, dessen Scheitelpunkt auf 2436m liegt. Auch hier hat unser Renner wieder mit der dünnen Luft zu kämpfen. Auf einem Parkplatz halten wir an und es kommen zwei englische Porsche Fans in ihrem SC dazu und sind völlig aus dem Häuschen. Sie kennen unser Auto vom letzten Petrolicious Artikel und fotografieren es ausgiebig. Weiter geht’s wieder über den Grimsel Pass, diesmal in umgekehrter Richtung und schließlich in Richtung Bern, wo wir unseren Freund Ulfert von Gannet Design besuchen, der uns sein neues Studio zeigt, bevor es am Folgetag wieder zurück nach Deutschland geht. Die Reise war wunderbar und der 911 macht sich hervorragend in der Bergwelt. Nun bleiben über den Winter einige Kleinigkeiten zu beheben und das Auto zu verbessern und Nummer 9110101621 kann im nächsten Jahr wieder auf die Strecke gehen.

Hier ein Video von unserer Reise

Alpenfahrt bei formfreu.de: erster Teil

Alpenfahrt im 9110101621 bei Petrolicious

Fotos: Markus Haub und Susana de Val